15 Kreistag: Filslandverbund

Neustart nach Fehlstart

Filsland: Kreisräte fordern Nachbesserung – SPD pocht auf Transparenz

Autorin: SUSANN SCHÖNFELDER | NWZ 15.02.2011

Es hagelte in den vergangenen Wochen harsche Kritik am Mobilitätsverbund Filsland. Auch die Kreisräte forderten jetzt, schnell nachzubessern. Notwendige Beschlüsse will der Beirat am 16. März fassen.

Kreis Göppingen. Nicht nur die künftige Kliniklandschaft brennt den Göppinger Kreisräten unter den Nägeln. Auch der Mobilitätsverbund Filsland, der am 1. Januar dieses Jahres seinen Betrieb aufgenommen hat, nahm bei den Haushaltsreden breiten Raum ein. Einig waren sich Landkreisverwaltung und die Fraktionen, dass der Start des neuen Angebots sehr holprig war. Es hagelte massive Proteste, so mancher Kritiker überlegt gar, vom öffentlichen Nahverkehr auf das Auto umzusteigen. Die Kommunalpolitiker pochten daher unisono darauf, schnell nachzubessern.

Sehr deutliche Worte fand die SPD-Fraktion: „Der Verkehrsverbund ,Filsland’ hat einen glatten Fehlstart hingelegt“, kritisierte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sascha Binder in seiner Rede zum Etat. „Hier gilt es, genau zu überprüfen, welche Verbesserungen anzugehen sind, um das Vertrauen der Bevölkerung in den ÖPNV wieder zu gewinnen“, forderte der Sozialdemokrat. Zudem sollen die Kreisräte im Beirat über die laufenden Diskussionen informiert werden. Denn: „Die Mitglieder des Kreistags sind Multiplikatoren, die Missverständnisse auch aufklären können“, fügte Binder hinzu.

„Dazu wären Informationen notwendig, die sich nicht nur aus der Tagespresse entnehmen lassen dürfen.“ Die SPD unterstrich in diesem Zusammenhang nochmals, die Integration in den VVS früher als geplant zu realisieren, „um den Bürgerinnen und Bürgern die Vorzüge eines großen Verkehrsverbundes nicht länger vorzuenthalten“.

Die Grünen äußerten – wie die anderen Fraktionen auch – ihre Erleichterung darüber, dass der Verkehrsverbund Anfang Januar „endlich gegründet“ worden war. Fraktionssprecherin Martina Zeller-Mühleis bedauerte jedoch, dass in der öffentlichen Wahrnehmung das negative Image überwiege. Die Kritikpunkte müssten daher schleunigst abgearbeitet werden, „damit die Akzeptanz erhöht wird und wir das Umsteigen vom Auto auf den ÖPNV erleichtern und nicht umgekehrt“. Als nächster Schritt gelte es, die Vertaktung von Bus und Bahn anzugehen, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen, betonte Zeller-Mühleis. „Es kann nicht sein, dass wir im dichtbesiedelten Raum eine Stunde am Busbahnhof stehen, bis der nächste Bus kommt.“

Dass es den neuen Verbund im Stauferkreis gibt, darüber ist auch Landrat Edgar Wolff froh. „Doch wie er gestartet ist, das macht mich und sicher uns alle noch nicht wirklich glücklich“, räumte der Chef der Kreisverwaltung bei seiner Haushaltsrede ein. Die Probleme seien in diesem Umfang nicht erwartet worden. Dies ändere jedoch nichts daran, „dass Filsland ein notwendiger und richtiger Schritt war, um den ÖPNV im Landkreis im Sinne umweltgerechter Mobilität voranzubringen“, brach Wolff eine Lanze für das Ticket, das seit seiner Einführung für viel Wirbel sorgt. „Ein Großteil der Beschwerden hängt mit der Tatsache zusammen, dass sich die Bahn nicht in der Lage sah, ihren eigenen Regionaltarif im neuen Verbund voll umfänglich weiterzuführen“, kritisierte Wolff die Deutsche Bahn AG, die Mitglied in dem Verbund ist. Die Konzernzentrale habe EU-wettbewerbsrechtliche Gründe für ihr Nein genannt.

Nach intensiven Gesprächen mit allen Beteiligten seien in den meisten Fällen bereits Nachbesserungen vereinbart worden – vor allem für Senioren, die sich ein Zeitkarten-Abo wünschen. Die Gesellschafterversammlung des Verbundes und der Beirat wollen die notwendigen Beschlüsse in der Beiratssitzung am 16. März fassen. Danach sind konkrete Änderungen möglich.

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