22 Göppingen: Einkaufszentrum

OB Till: „Neuer Zeitplan ist eine gute Lösung“

Geplantes Einkaufszentrum: Rathauschef setzt Arbeitsgruppen ein – Entscheidung am 26. Mai

Autor: HELGE THIELE | NWZ 22.02.2011

Im Göppinger Rathaus wurden gestern zwei Arbeitsgruppen eingesetzt: Sie sollen bis Mitte Mai die möglichen Standorte für ein Einkaufszentrum unter die Lupe nehmen. Drei Investoren scharren mit den Hufen.

Göppingen. „Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, die Schärfe aus der Diskussion herauszunehmen. Wir haben jetzt eine gute Lösung gefunden.“ Oberbürgermeister Guido Till ist nach dem mehrstündigen Gespräch am Freitag im Rathaus zufrieden, dass es jetzt einen verbindlichen Fahrplan für die Entscheidung über den geplanten Bau eines Einkaufszentrums gibt. Am 26. Mai um 14 Uhr soll der Gemeinderat nun endgültig entscheiden, ob das neue Center am Busbahnhof (ZOB) oder in der Bleichstraße entstehen soll. Darauf hatte sich Till mit den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats verständigt.

Gestern setzte der Rathauschef in seiner Verwaltung zwei Arbeitsgruppen ein, die bis zum geplanten zweiten Hearing am 16. Mai in der Stadthalle die möglichen Standorte und Konzepte unter die Lupe nehmen sollen. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Stadtplanerin Eva Noller wird sich mit der Bleichstraße beschäftigen, die andere unter der Regie von Helmut Renftle, Leiter des Fachbereichs Umwelt, Tiefbau und Verkehr, um den ZOB.

Dort will jetzt nicht nur MFI, sondern auch das Stuttgarter Unternehmen Strabag Real Estate ein Einkaufscenter bauen – allerdings will Strabag nach Angaben des selbstständigen Projektentwicklers Guido Berndt, der das Unternehmen vertritt, die vom Gemeinderat für den ZOB festgezurrte Obergrenze von 12 500 Quadratmetern Verkaufsfläche einhalten. Einen Betreiber für ein solches Center hat Berndt aber offenbar noch nicht an der Hand.

Das Essener Unternehmen MFI pocht am ZOB auf eine Größe von 18 000 Quadratmetern. Das Konsortium Schenavsy/Acrest Property Group/Sonae Sierra, das in der Bleichstraße knapp 100 Millionen Euro investieren will, würde nach eigenen Angaben die für den Standort festgelegte Obergrenze von 23 600 Quadratmetern nicht überschreiten: Rund 14 000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind in der Bleichstraße in Betrieb, 4000 weitere Quadratmeter werden nicht genutzt.

Beide von OB Till eingesetzte Arbeitsgruppen werden dem Gemeinderat einen Bericht vorlegen.

Beim Hearing am 16. Mai sollen – anders als bei der nach Ansicht von Kritikern „verunglückten“ Veranstaltung am 14. Februar – die Investoren für beide Standorte ihre Entwürfe selbst vorstellen dürfen. Till entschuldigte sich gestern dafür, dass beim ersten Hearing „Irritationen“ entstanden seien. „Rational“ sei die Veranstaltung „korrekt“ abgelaufen, „emotional“ sei sie nicht richtig gewesen. Dem OB war vorgeworfen worden, zu einseitig für ein Einkaufscenter in der Bleichstraße geworben zu haben.

Die FDP/FW-Fraktion erneuerte unterdessen ihr klares Plädoyer für den Standort Bleichstraße. Mit einem Einkaufszentrum am ZOB würden auf Jahre hinaus gleich „zwei Gräber“ geschaffen, nämlich die Innenstadt und die Bleichstraße, betonte Stadträtin Susanne Weiß. „Warum also“, so Weiß, „gibt der Gemeinderat nicht endlich grünes Licht, damit die Bleichstraße wieder zum Strahlen kommt? Mit einem guten Marketingkonzept und einer modernen harmonischen Baugestaltung wäre dieser Standort sicher ein Magnet, der wieder mehr Kaufkraft nach Göppingen zieht.“

Die Grünen fordern die Investoren in der Bleichstraße auf, das geplante „monumentale Gebäude“ in einzelne Baukörper aufzugliedern. Zudem solle die „Durchwegung“ offener gestaltet werden. „Wir können weg kommen von den bislang vorgestellten geschlossenen Einkaufskisten hin zu einem öffentlich nutzbaren freundlichen Einkaufsquartier“, sagte Fraktionschef Christoph Weber. Die Grünen tragen den neuen Zeitplan mit. Doch Weber warnt: „Auch bei der nun besprochenen Terminfolge muss der Gemeinderat aufpassen, dass der Kriterienkatalog eingehalten wird.“

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Debatte über Bürgerbefragung

Autor: | NWZ 22.02.2011

Göppingen. Im Streit um den Bau eines Einkaufszentrums in der Bleichstraße oder am Busbahnhof hatte OB Guido Till vergangene Woche laut über eine Bürgerbefragung nachgedacht. Gestern nahm Till von dieser Idee wieder Abstand. Er halte einen Bürgerentscheid „für nicht umsetzbar“, da es angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat kaum gelingen werde, sich auf die Formulierung einer klaren Frage zu einigen, sagte Till der NWZ. Zudem halte er nichts davon, dass der Gemeinderat seine Verantwortung abgebe. Die Grünen dagegen stehen einer Bürgerbefragung positiv gegenüber. Fraktionschef Christoph Weber: „Eine solche darf aber nicht erst erfolgen, wenn die Verantwortlichen nicht mehr weiter wissen.“ Ein klares Votum der Bürgerschaft stärke die städtischen Interessen gegenüber Investorenwünschen, „die nicht immer deckungsgleich mit denen einer Stadt sind“.

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