26 Energiepolitik

Erdkabel nicht generell gefordert (Leserbrief)

Zum Leserbrief „Meist wenig realistisch“ von Dieter Ventzki vom 17. Februar

Autor: RÜDIGER HÖWLER | NWZ 26.02.2011

Glauben Sie wirklich, dass nur Anhänger der Grünen gegen den Bau von Hochspannungstrassen sind? Dieser Konflikt zieht sich durch die gesamte Bevölkerung. Eines ist klar: Die Option „weiter so wie bisher“ gibt es definitiv nicht.

Wenn wir von Flüchtlingsströmen überzogen werden wegen der klimatischen Veränderungen in aller Welt, oder spätestens wenn Öl und Gas zur Neige gehen, ist es zu spät zu handeln. So ist es Aufgabe der Netzbetreiber aber auch der Politik, die Bevölkerung rechtzeitig über notwendige Infrastrukturmaßnamen zu informieren und aufzuklären. Eine generelle Forderung nach Erdkabel für Hochspannungstrassen gibt es bei den Grünen nicht. So muss im Einzelfall auch geprüft werden, ob es nicht sinnvoller ist, die geplante Trasse schon als HGÜ (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) auszuführen.

Durch diese neue Technologie lassen sich Übertragungsverluste bis auf ein Bruchteil reduzieren. Außerdem ist die Erdverlegung erheblich billiger als bei Verwendung herkömmlicher Hochspannungstechnik. Übrigens kämen für ein europaweites Übertragungsnetz, ebenfalls wegen der langen Strecken, nur HGÜ in Frage. So könnte man dieses sinnvollerweise gleich in die konzeptionelle Planung mit einbeziehen.

Zu den Laufzeitverlängerungen muss ich ebenfalls klar widersprechen. Bereits seit 2002 haben wir kontinuierlich einen wachsenden Strom-Export-Überschuss. Das, obwohl in den vergangenen Jahren Brunsbüttel und Krümmel komplett vom Netz waren (und auch noch sind) und mehrere AKW gedrosselt betrieben wurden, um die verbliebenen Reststrommengen nicht vor dem Wahltermin letzten Bundestagswahltag zu verbrauchen.

Wenn nun die Bundesregierung entsprechend ihren „Energiekonzept“ im Jahr 2020 bereits 35 Prozent des Stromanteils aus Erneuerbare Energien gedeckt haben will, ist eine Laufzeitverlängerung nicht erforderlich. Denn die letzten Atomkraftwerke würden nach dem bisherigen Ausstiegsgesetz, voraussichtlich erst 2025 vom Netz gehen. Die Laufzeit der Reaktoren um durchschnittlich zwölf Jahre zu verlängern, steht im krassen Gegensatz zu den Ambitionen des Ausbaus der erneuerbaren Energien der Bundesregierung.

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