04 Wahlkampf: Podiumsdiskussion (Kopie 1)

Politikern auf den Zahn gefühlt

Podiumsdiskussion: Schüler haken bei Landtagskandidaten nach – Bildung als zentrales Thema

Autorin: CHRISTINE BÖHM | NWZ 04.03.2011

 

Mehr als 400 Schüler fühlten gestern den Landtagskandidaten bei einer Podiumsdiskussion auf den Zahn: Vier Politiker standen zu Themen wie beispielsweise Bildung und Energie Rede und Antwort.

Göppingen. Es ist kurz nach 10 Uhr am Donnerstagmorgen und in der Caféteria der Kaufmännischen Schule in Göppingen sind die zahlreichen Stuhlreihen gut gefüllt. Doch wer denkt, dass am „Gombiga Doschdig“ in der Schule nur an Fasching gedacht wird, hat sich getäuscht. Mehr als 400 Schüler der Kaufmännischen Schule und der Gewerblichen Schule interessieren sich für die Konzepte der vier größten Landtags-Fraktionen. Dazu hatte die Schule vier Bewerber aus dem Wahlkreis Göppingen eingeladen, die Rede und Antwort stehen sollten. Dietrich Birk (CDU), Antje Spoddig-de Boer (FDP), Peter Hofelich (SPD) und Jörg Matthias Fritz (Grüne) saßen auf dem Podium und beantworteten Fragen der Schüler.

Nachdem sich die vier Landtagskandidaten vorgestellt hatten, stieg Moderator und NWZ-Redakteur Helge Thiele gleich in die Fragerunde ein. Zu viele Fragen brannten den wissbegierigen Schülern unter den Nägeln und sie sollten alle in den zwei Stunden eine Chance bekommen, eine Antwort zu erhalten. Viele von ihnen hatten sich gut auf die Fragerunde vorbereitet und hakten bei den Politikern nach, bis ihre Fragen zufriedenstellend beantwortet waren. Im Interesse der Schüler stand das dreigliedrige Schulsystem. CDU und FDP halten daran fest, von SPD und Grünen wird es hingegen stark kritisiert. „Dadurch, dass wir drei Wahlmöglichkeiten haben, können unsere Kinder ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden“, betonte Spoddig-de Boer. Peter Hofelich (SPD) sprach sich dagegen für eine längere gemeinsame Schulzeit aus. Dem stimmte auch Jörg Matthias Fritz zu: „In Skandinavien klappt es besser als bei uns. Dort haben die Kinder länger die Möglichkeit sich zu entwickeln“, meinte der Grünen-Politiker.

Wie eine rot-grüne Koalition – sollte sie nach der Landtagswahl die Regierung in Baden-Württemberg stellen – dieses „neue Schulsystem“ finanzieren wolle, konnte Fritz den Schülern nicht schlüssig beantworten. Für ihn ist klar, dass viele andere Dinge zurückstehen müssten. Ebenso ist Fritz der Meinung, dass das derzeitige Schulsystem den Kindern zu viele Hürden in den Weg lege: Sobald Schüler Nachhilfe brauchten, seien Kinder von Arbeitern im Gegensatz zu denen aus Akademikerfamilien benachteiligt. Für seine Aussage erntete er Beifall.

CDU-Landtagskandidat Birk wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass G8 für große Probleme sorge. Die verkürzte Schulzeit an den Gymnasien, von denen auch die Schüler im Publikum teilweise betroffen waren, war Anlass für viele Fragen. Eine Schülerin fragte Birk direkt, ob es gewollt sei, dass so viele Gymnasiasten daran scheiterten und wieso er auf die deutlichen Notenunterschiede zwischen G8- und G9-Klassen nicht reagiere. Sie nannte Beispiele von Schulen aus dem Kreis, an denen sich die Änderung drastisch ausgewirkt hätten. Der Christdemokrat meinte, in den Erhebungen habe es kaum Unterschiede gegeben. Auch eine weitere Schülerin bezeichnete G8 als großen Druck und erntete dafür Applaus. Antje Spoddig-de Boer beruhigte die Jugendlichen: „Es wurde inzwischen gegengesteuert. Die großen Probleme sind beseitigt.“

Ein Schüler äußerte seine Sorge darüber, dass durch den Doppeljahrgang von G8- und G9-Absolventen und dem zusätzlichen Wegfall von Zivildienst und Wehrpflicht zu wenig Studienplätze zur Verfügung stehen werden. Birk meinte, es gäbe zusätzlich 20 000 Plätze und es sei dafür gesorgt, dass jeder seinen Studienwunsch erfüllen könne.

Antje Spoddig-de Boer punktete mit ihrer Aussage zur Frauenquote: „Frauen sind stark genug, um selbst nach oben zu kommen.“ Die Emanzipation sei aber in Zeiten, in denen Frauen bei Bewerbungsgesprächen nach ihren Vorstellungen von Familienplanung gefragt würden, noch nicht abgeschlossen.

Die Schüler stellten in den zwei Stunden weitere Fragen zu den Themen Leiharbeit, Energiepolitik sowie zu Polizeieinsätzen.

Die Podiumsdiskussion an der Kaufmännischen Schule

Über 400 Schüler der Gewerblichen und der Kaufmännischen Schule nahmen an der Podiumsdiskussion teil.

Vier Landtagskandidaten beantworteten die Fragen: Dietrich Birk (CDU), Antje Spoddig-de Boer (FDP), Peter Hofelich (SPD) und Jörg-Matthias Fritz (Grüne) saßen auf dem Podium. NWZ-Redakteur Helge Thiele moderierte die Diskussion.

Zwei Stunden lang stellten die Schüler Fragen – hauptsächlich zum Thema Schule, Studium und Ausbildung. Aber auch Energiepolitik, Leiharbeit und die Frauenquote standen im Interesse der Jugendlichen.

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