15 Wahlkampf: Jörg Matthias Fritz

„Ich hätte ihn fast für die Sozialdemokraten geködert”

Die Kandidaten der Landtagswahl im Wahlkreis Göppingen

Autor: HANS-WOLFGANG WETZEL, aufgezeichnet von ANDREAS PFLÜGER | StZ 15.03.2011

Die Bildungspolitik hat ihn schon immer beschäftigt: Der 65-jährige Hans-Wolfgang Wetzel, Vorsitzender der Nürtinger SPD-Gemeinderatsfraktion und Studiendirektor im Ruhestand, hat Jörg Matthias Fritz im Geschichts- und Gemeinschaftskundeunterricht erlebt. Aufgezeichnet von Andreas Pflüger.

Ja, er war ein guter Schüler, auch wenn ich zu seinen Noten gar nichts Genaues mehr sagen kann. Was mir aber nach wie vor sehr präsent ist, ist die Art und Weise, wie sich Jörg Matthias Fritz, zumindest in Gemeinschaftskunde und Geschichte, am Unterricht beteiligt hat. Sein Interesse war groß und die Mitarbeit gut. Überhaupt verliefen die Diskussionen für eine zehnte Klasse und für die damalige Zeit, Mitte der siebziger Jahre, sehr lebhaft. Es gab da eine Art Dreieck mit sehr unterschiedlichen inhaltlichen Positionen. Jörg Matthias Fritz gehörte dazu, und er vertrat seine Meinung ebenso fundiert wie engagiert.

Das hat sich nicht zuletzt auch darin gezeigt, dass er sich als Schülersprecher des Max-Planck-Gymnasiums sehr früh mit der Bildungspolitik befasst hat. Ich erinnere mich da an eine Kampagne, die rund vier Wochen gedauert und sich gegen die Rotstiftpolitik des damaligen Kultusministers Wilhelm Hahn gerichtet hat. Auch andere brisante Themen gab es zur Zeit der sozial-liberalen Koalition genug. Man denke nur an die Öffnung zum Osten hin oder an die Terrorismusdebatte. Ökologie hingegen stand noch nicht so sehr auf der Agenda wie heute.

In jedem Fall war ich froh darüber, dass sich die Schüler fürs Diskutieren und für das, was los ist in der Welt, begeistern konnten, und darüber, dass sie es gewagt haben, politische Fragen zu stellen. Ich als Lehrer musste dafür den Raum schaffen und habe dabei gelernt, dass es sinnvoll ist, den Lehrplan manchmal Lehrplan sein zu lassen.

Dass der Weg von Jörg Matthias Fritz in die Politik führen würde, war natürlich nicht zwangsläufig vorgegeben, hat sich damals aber schon abgezeichnet. So wurde er Gründungsmitglied der Grünen, und zwar auf allen Ebenen. Auch wenn ich es damals ein wenig bedauert habe, dass er nicht bei der SPD gelandet ist, war mir das Wichtigste, dass sein Engagement in einer demokratischen Partei und nicht etwa bei den „Republikanern” stattfand. Mitte der achtziger Jahre saß Jörg Matthias Fritz dann in Nürtingen im Gemeinderat und verstand es, durch seine konstruktive Art zu überzeugen.

Ihn zeichnet aus, dass er nicht immer meint, den großen Sprung wagen zu müssen, sondern manchmal auch kleine Schritte in Kauf nimmt, um voranzukommen. Dass er in den Neunzigern, ich würde mal sagen, eine politische Pause einlegte, sah ich als Chance, und mir wäre es im Jahr 2000 auch fast gelungen, ihn für die Sozialdemokraten zu ködern. Doch dann kam sein beruflich bedingter Wechsel nach Göppingen, wo er dann doch wieder bei den Grünen eine politische Heimat fand.

Dass die Bildungsproblematik bei ihm immer noch an vorderster Stelle steht, überrascht mich indes nicht. Und weil dieses Thema auch zurzeit eine große Rolle spielt, räume ich ihm in der Politik gute Chancen ein. Zugleich dürfte es ihn freuen, dass die Jugend heute wieder politischer ist als noch vor einigen Jahren. Diese Renaissance erinnert uns vermutlich beide an unsere gemeinsame Zeit in der Schule.

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Nachname, Vorname
Fritz, Jörg Matthias

Geburtsdatum
25. 01. 1960

Familienstand
Lebenspartnerschaft, zwei Söhne (24 Jahre und fünf Monate)

Beruf
selbstständiger Dozent

Ehrenämter
Vorsitzender der Göppinger Grünen

Meine Themen im Wahlkampf
Konsequente Modernisierung des Landes in der Bildung, Förderung innovativer Industrien. Im Wahlkampf nichts versprechen, was man nicht halten kann.

Wahlkampftaktik und -budget
Den Wahlkampf unterstützen zu wenige, aber engagierte Helferinnen und Helfer. Das Budget, aus Rücklagen des Kreisverbandes und Spenden von Mitgliedern, beträgt 10 000 Euro .

Mein größter politischer Erfolg
Erfolg in der Politik hat immer viele Mütter und Väter. Als Esslinger Kreisrat gelang es mir in den achtziger Jahren, eine überparteiliche Mehrheit für eine ökologische Müllentsorgung zu finden.

Das größte Ärgernis im Kreis
Göppingen ist der einzige Landkreis in der Region ohne S-Bahn-Anschluss. Deren Ausbau ist das wichtigste Infrastrukturprojekt in den nächsten Jahren.

Oben oder unten?
Oben bleiben! Der Kopfbahnhof ist leistungsfähiger und Göppingen hängt ansonsten vom Schienenverkehr ab

Noch wichtiger ist aber . . .
Individuelle Förderung eines jeden Kindes, Förderung regenerativer Energien

Eine Überschrift über mich sollte lauten . . .
Visionäres mit Realitätssinn verbinden.

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