16 Wahlkampf: Bernhard Lehle zu Schulpolitik

Gleiche Chancen für alle Schüler

Ortstermin Uhlandschule: Bernhard Lehle will das starre Schulsystem durchgängiger machen

Autor: MANFRED BOMM | GZ 16.03.2011

Bildung steht an erster Stelle. Grünen-Kandidat Bernhard Lehle macht sich für alternative Schulkonzepte stark, bei denen nicht schon nach der Grundschule die Weichen fürs Leben gestellt werden.

Raum Geislingen. Treffpunkt Uhlandschule. Sie ist für den Grünen-Landtagskandidat Bernhard Lehle ein Beispiel dafür, wie eine Ganztagesschule funktionieren kann, in die auch Behinderte integriert sind.

Doch dies ist nach Meinung Lehles nur ein bescheidener Schritt in Richtung auf eine große Veränderung des Schulsystems, wie sie die Grünen in Baden-Württemberg fordern. 60 Kommunen hätten bereits entsprechende Anträge gestellt, seien aber von der Landesregierung abgeschmettert worden. Der Vorschlag der Grünen zielt auf ein Konzept ab, das Schulen und Kommunen bei der Bildung mehr Freiheit einräumt. Grundlage ist nach Lehles Vorstellungen eine Basischule, die aus heutiger Haupt- und Realschule besteht. In ihr könnten die Schüler neun Jahre lang zusammenbleiben und einen Realschul-Abschluss erzielen. Ein Übergang ins parallel dazu verbleibende Gymnasium sei dennoch über all die Jahre hinweg fließend möglich, spätestens ab der zehnten Klasse. Wichtig für Lehle: Ein „vorab Aussortieren“ oder eine Empfehlung der Grundschule für eine weiterführende Schule dürfe es nicht mehr geben.

Außerdem würde nach den Vorstellungen der Grünen auch behinderten Schülern die Möglichkeit eröffnet, ebenfalls die Basischule zu besuchen. „Pfiffige Schulleiter“, so Lehle, könnten verschiedene Konzepte entwickeln, würde sie nicht ein starres System daran hindern.

Mit der neuen Unterrichtsform, die sich an dem längst bewährten nordrheinwestfälischen Vorbild orientiere, würden die Schüler individuell unterstützt. Denkbar seien zwei Lehrer in einer Klasse, aber auch Therapeuten. „Solidarität unter den Schülern ist uns wichtig“, betont Lehle und verdeutlicht, was er meint: „Gemeinsames Helfen in der Schule.“ Dazu jedoch seien echte Ganztagesschulen notwendig (bisher handle es sich nur um Versuchsmodelle), in denen auch Hilfe zu den Hausaufgaben geboten werde. Denn Lernen solle nur noch in der Schule stattfinden, sodass die Kinder nicht mehr vom Bildungsniveau des Elternhauses oder dessen Möglichkeit zur Finanzierung von Nachhilfe abhängig seien.

Gut ausgebildete Menschen, die dieses Land in Zukunft dringend benötige, werde es nur noch geben, wenn es gelinge, auch Kindern aus „bildungsfernen Schichten“ eine Chance zu geben. Nur ein anderes Schulsystem biete aber die Möglichkeit, Talente richtig zu fördern.

Mit dem neuen Schulmodell, das sich in ähnlicher Weise längst auch in Skandinavien bewährt habe, wäre nach Meinung Lehles der Bestand vieler kleiner Hauptschulen gesichert. Der Grünen-Vorschlag erfordere keinesfalls mehr Pädagogen. Denn bei tendenziell rückläufigen Schülerzahlen könne mit den vorhandenen Lehrern ein besseres Bildungsangebot geschaffen werden – vorausgesetzt allerdings, dass auch die Lehrer entsprechend fortgebildet würden.

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