21 Wahlkampf: Jörg Matthias Fritz

„Im Land muss sich dringend etwas ändern“

Jörg Matthias Fritz (Grüne) sieht im Ausbau der erneuerbaren Energien riesige Chancen

Autor: HELGE THIELE | NWZ 21.03.2011

Jörg Matthias Fritz (Grüne) kandidiert im Wahlkreis Göppingen für den Landtag. Der 51-Jährige fordert eine Abkehr vom Schubladendenken – gerade in der Energiepolitik. Der CDU traut Fritz dies nicht zu.

Kreis Göppingen. „Mappus hat gerade Kreide gefressen, aber sein struppiges Fell schimmert durch.“ Jörg Matthias Fritz, Landtagskandidat der Grünen im Wahlkreis Göppingen, formuliert die Dinge gerne mit Biss und macht kein Hehl aus seiner Überzeugung, dass die Tage für den CDU-Ministerpräsidenten gezählt sind. „In diesem Land muss sich dringend etwas ändern“, sagt der 51-jährige Familienvater und nennt mehrere Beispiele: „Wir brauchen andere Mobilitätskonzepte, eine andere Bildungspolitik und einen schnellen Ausstieg aus der gefährlichen Atomenergie.“

Fritz, der als Dozent in der Erwachsenenbildung arbeitet, plädiert für eine Abkehr vom Schubladendenken und wirbt für Vielfältigkeit und dezentrale Lösungen – gerade in der Energiepolitik. „Dort, wo Menschen Eigeninitiative ergreifen, sollte die Politik sie unterstützen. Wir sollten nicht immer nach dem großen Wurf suchen. Es gibt nicht nur die eine große Lösung.“

Ein gelungenes Beispiel ist für den Kandidaten, der in Göppingen auch Ortsvorsitzender der Grünen ist, das Wasserkraftwerk an der Fils in Süßen. Bauherr und Betreiber der im August 2010 Jahres eingeweihten Anlage ist die private Ökostrom Süßen GmbH. Von deren Geschäftsführer Armin Kuhn lässt sich Fritz bei einem Vorort-Termin erklären, wie das Kraftwerk funktioniert. 600 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produziert die Anlage, deren Turbine je nach Flusspegel bis zu sechs Kubikmeter Wasser pro Sekunde „schluckt“. Mit dem erzeugten Strom, der ins Netz des Albwerks fließt, wird der Jahresbedarf von rund 200 Haushalten gedeckt.

Für Fritz macht dieses Beispiel nicht nur deutlich, welche Dynamik im Bereich der erneuerbaren Energien steckt – das Beispiel sollte, wenn es nach dem Politiker der Grünen geht, auch unbedingt Schule machen. Zwar sei die Fils inzwischen weitgehend ausgereizt, was die Wasserkraft betrifft, aber Fritz sieht viele andere Möglichkeiten für den Ausbau alternativer Energien. Scharf geht der Kandidat mit der Förderpolitik der Landesregierung in Sachen Windkraft ins Gericht: Die schwarz-gelbe Regierung habe 99 Prozent der Landesfläche für Windkraftanlagen ausgeschlossen. 2010 seien nur acht neue Anlagen in Betrieb genommen worden. Viel zu wenig, moniert Fritz. In Rheinland-Pfalz betrage der Anteil der Windkraft an der Stromerzeugung bereits sieben Prozent, in Baden-Württemberg gerade mal 0,8 Prozent. „Warum läuft das bei uns nicht?“, fragt Fritz – und liefert die Antwort gleich mit: „Wegen der Wirtschaftspolitik der FDP. Die ist für Planungsrecht zuständig.“

Als „eine Mär“ bezeichnet Fritz das Argument, Deutschland müsse bald Strom importieren, wenn die Atomkraftwerke abgeschaltet würden. Und auch dieser Gedanke beschäftigt Fritz: „Wenn es richtig ist, dass die Zukunft in den erneuerbaren Energien liegen, wovon ich fest ausgehe, dann muss man bei dieser Technologie auch vorne dran sein.“

Für den Wahlkreis Göppingen hat der Kandidat der Grünen, der seine Freizeit „voll und ganz der Familie“ widmet, ein „zentrales“ Anliegen: den S-Bahn-Anschluss.

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