22 Landtagswahl: Simulationsrechnung

Grüne können auf Budensuche gehen

Autor: EBERHARD WEIN | StZ 22.03.2011

Simulationsrechnung Eine Wahlumfrage jagt die andere. Dabei ist der 27. März für eine Partei längst entschieden. Von Eberhard Wein

So spannend ist eine baden-württembergische Landtagswahl noch nie gewesen. Wobei eine kleine Einschränkung zu machen ist: Für die Grünen ist die Wahl schon lange gelaufen. Für die beiden Kandidaten im Landkreis, Jörg Fritz aus Göppingen und Bernhard Lehle aus Geislingen, wird es zwar wohl nicht ganz reichen. Die meisten anderen Grünen-Kandidaten im Land können hingegen in der Landeshauptstadt bereits auf Budensuche gehen und beim Holzwurm die Büromöbel bestellen. Herzlichen Glückwunsch!

Das hat Manfred Binder herausgefunden. Der Politikwissenschaftler aus Geislingen mag als stellvertretender Vorsitzender des Grünen-Kreisverbandes in Göppingen und Onkel des Geislinger SPD-Kandidaten Sascha Binder nicht ganz unvoreingenommen sein, dafür ist seine Excel-Datei unbestechlich. Sie hat er mit den Ergebnissen der unterschiedlichsten Meinungsumfragen der vergangenen Monate gefüttert, und siehe da: über das gesamte vergangene halbe Jahr, in dem die Werte der Grünen erst auf 24, dann auf 27 und sogar auf 32 Prozent stiegen und dann kurz vor der Atomkatastrophe wieder langsam auf 21 Prozent fielen, blieb deren zu erwartende Sitzzahl in allen Simulationsrechnungen nahezu unverändert bei 41.

Bei der CDU, deren Stimmenanteil viel weniger schwankte, tat sich dafür umso mehr. Sie erlebte eine wahre Berg-und-Tal-Fahrt, durfte erst mit 64, dann mit 59, schließlich nur noch mit 46 und dann wieder mit 69 Mandaten rechnen. Letzteres wäre der Fall, wenn sie alle Direktmandate (außer dem in Mannheim, das geht traditionell an die SPD) gewinnen würde. Allerdings verfügte sie dann über weit mehr Sitze, als ihr prozentual zustünden. Die anderen Parteien erhielten Ausgleichsmandate. Schrumpft der Abstand zwischen Union und Grünen jedoch, dürften auch die Grünen im ein oder anderen Wahlkreis vorne liegen. Mehr Grünen-Sitze brächte das nicht, aber die Zahl der Überhangmandate würde schrumpfen.

Kurz und gut: für den grünen Erfolg, scheint es, ist es unerheblich, wie viele Stimmen sie tatsächlich bekommen. Dennoch sollten sie erwägen, Binders Simulationsrechnung als Argument im Wahlkampf zu nutzen. Unentschlossene könnten doch noch zur Stimmabgabe für die Grünen bewegt werden, nach dem Motto: ihr wählt ja nicht wirklich uns, ihr wählt nur gegen die anderen. Dem bösen Wort von der Dagegen-Partei würden die Grünen dann wenigstens gerecht.

Diese sehr schöne, und nur ein klein wenig 🙂 überspitzt formulierte Analyse basiert auf einem Diskussionspapier von Manfred Binder, das hier in der am 22.03.11 ergänzten Fassung heruntergeladen werden kann…
Kontakt zu Manfred Binder: manfred.binder@gruene-goeppingen.de

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