22 Wahlkampf: Podiumsdiskussion Inklusion

Eine Schule für alle?

Behinderte haben das Recht zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben

Autorin: STEFANIE SCHMIDT | GZ 22.03.2011

Der Behindertenring Geislingen hatte zu einer Podiumsdiskussion mit Wolfgang Blaschke vom Elternverein „Mittendrin“ geladen. Thema: „Inklusion – Schule der Vielfalt“. Diskutiert wurde im Mehrgenerationenhaus.

Geislingen. Mit dem Kölner Diplom-Pädagogen Wolfgang Blaschke diskutierten die Landtagskandidaten des Kreises: Jutta Schiller (Zweitkandidatin der CDU), Winfried Hüttl (FDP), Bernhard Lehle (Bündnis 90/Die Grünen), Sascha Binder (SPD) und Sabine Rösch-Dammenmiller. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ottmar Dörrer, dem Rektor der Geislinger Tegelbergschule.

Am 26. März 2009 trat auch in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft. Das Recht auf gesellschaftlicheTeilhabe von Menschen mit Behinderung sei ein zentrales Menschenrecht, heißt es dort. Für die Umsetzung dieses Recht gilt das Leitbild der Inklusion. Dies bedeutet laut dem Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, dass nicht der Mensch mit Behinderung sich anpassen müsse, um „dabei sein zu können“, sondern alle gesellschaftlichen Bereiche müssten seinen Bedürfnissen entsprechen angepasst und geöffnet werden. Wie wird dies in unserer Gesellschaft umgesetzt, vor allem im Bereich Bildung und Schule?

Wolfgang Blaschke vom Kölner Verein „Mittendrin“, der sich für eine gemeinsame Beschulung für Kinder mit und ohne Behinderung stark macht, fand klare Worte: „Es bewegt sich gar nichts; man redet viel über Inklusion, um nichts machen zu müssen.“ Inklusion sei kein Sonderrecht für Behinderte, sondern ein Recht für Alle. „Alle Kinder haben die gleiche Rechte“, betonte Blaschke. Er folgert daraus, dass behinderte Kinder ein Anrecht auf Integration in eine wohnortsnahe Regelschule und einen Anspruch auf angemessene und hochwertige Förderung hätten. Erster Förderort solle die Regelschule sein: „Die Förderung muss zum Kind kommen, nicht das Kind zu Förderung“, forderte der Diplom-Pädagoge. Deswegen seien unter anderem eine verbindliche Zielsetzung zur schrittweisen Erhöhung der Integrationsquote in den Regelschulen notwendig. Nicht nur die Schulgebäude müssten barrierefrei werden, sondern auch die Barrieren in den Köpfen müssten fallen.

Alle an der Veranstaltung teilnehmenden Politiker sprachen sich für Inklusion aus; doch im Verlauf der Diskussion kristallisierten sich doch einige Unterschiede in der Auffassung heraus. Vor allem an der Frage, ob an der Sonderschule und dem dreigliedrigen Schulsystem festgehalten werden solle, schieden sich die Geister. Jutta Schiller (CDU) und Winfried Hüttl (FDP) sprachen sich für eine Beibehaltung der bisher bestehenden Schularten und ein Elternwahlrecht aus. Mit der Forderung nach der Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems erweise man der Inklusion einen Bärendienst, meinte Hüttl, da ein solches Unterfangen einfach nicht mehrheitsfähig sei.

Für Sascha Binder (SPD) hingegen schließen sich Inklusion und ein mehrgliedriges Schulsystem grundsätzlich aus. Auch Bernhard Lehle (Grüne) sprach sich für eine Abschaffung der Sonderschule und die Einführung eines Schulmodells mit einem gemeinsamen Lernen in kleineren Gruppen aus. „Wo sollen sich Kinder mit und ohne Behinderung denn Kennenlernen, wenn nicht in der Schule?“, gab Sabine Rösch-Dammenmiller (Linke) zu bedenken. Ein gemeinsames Lernen von Anfang an könne Ausgrenzung und Mobbing entgegenwirken. Ottmar Dörrer warf ein, dass Schüler das Meiste von anderen Schülern lernten: „Wenn wir Kinder immer auseinander teilen, verhindern wir, dass sie voneinander lernen.“

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