24 Wahlkampf: Podiumsdiskussion Bauernverband

Problem: Tank oder Teller?

Kreisbauernverband organisierte Podiumsdiskussion zur Landtagswahl

Autor:  | NWZ 24.03.2011

Wie können die Bauern den Spagat zwischen Ansprüchen der Gesellschaft und der wirtschaftlichen Realität bewältigen? Dieses Problem formulierte Bauernchef Färber bei einer Diskussion zur Wahl.

Kreis Göppingen. Der Kreisbauernverband hatte zu einer Podiumsdiskussion mit den Landtagskandidaten nach Wäschenbeuren eingeladen. Die Moderation übernahm der Chefredakteur des Landwirtschaftlichen Wochenblatts, Dr. Heiner Krehl. Das geht aus einer Pressemitteilung des Verbandes hervor.

Für den Kreisvorsitzenden des Bauernverbandes, Hermann Färber aus Böhmenkirch, ist es „keine Frage“, dass die Landwirte erneut höhere Kosten verkraften müssen, verursacht durch immer neue Auflagen und Verordnungen aus der Politik in den Bereichen Tier-, Verbraucher- und Umweltschutz. Diese Kosten könnten, wenn überhaupt, nur teilweise an die Abnehmer weitergegeben werden, da die Wettbewerber in anderen Ländern keine derartigen Vorschriften einzuhalten hätten. In der Einstiegsrunde versicherten die vier Kandidaten, dass Baden-Württemberg eine leistungsfähige Landwirtschaft benötige. Wie der Weg dorthin allerdings aussehen soll, darüber gab es große Meinungsunterschiede.

Bei der zukünftigen gemeinsamen Agrarpolitik der EU besteht Einigkeit im Wesentlichen nur dahingehend, dass die Landwirte weiterhin Direktzahlungen aus Brüssel benötigen und die Agrarumweltprogramme des Landes erhalten werden sollen. Wie das geschehen soll und was vom „Greening“, der Koppelung der Direktzahlungen der EU an weitreichende Umweltauflagen, zu halten sei, darüber gab es keinen Konsens. Vielmehr folgten die Kandidaten überwiegend ihrer Parteilinie.

Sachkenntnis bewies Staatssekretär Dietrich Birk (CDU), als er nach Fragen aus dem Publikum auf Standortwahl und Genehmigung von landwirtschaftlichen Stallungen und Anlagen für die Gewinnung erneuerbarer Energien einging, beispielsweise Biogasanlagen, Windkrafträder und Solaranlagen. Der Göppinger CDU-Kandidat räumte ein, die Umsetzung manch schöner Pläne stoße durch Einsprüche von Betroffenen vor Ort häufig an ihre Grenzen. Er sprach sich klar für erneuerbare Energien aus – auch als weiteres Standbein für die landwirtschaftlichen Unternehmen. Birk machte auch keinen Hehl aus seinen Vorbehalten gegenüber Windkraft auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald.

Das rief prompt den Widerspruch des Göppinger Grünen-Kandidaten Jörg Matthias Fritz hervor. Er bemängelte, dass nur 0,5 Prozent des Stromverbrauchs im Land aus Windkraft generiert werde, während es im vergleichbaren Rheinland-Pfalz acht Prozent seien.

Der Geislinger FDP-Kandidat Winfried Hüttl äußerte Vorbehalte gegenüber der Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Energieerzeugung, weil dadurch die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe getrieben werden könnten. Das provozierte den Einwand eines Landwirts. Dass der 2010 stark gestiegene Weizenpreis binnen der letzten drei Wochen um etwa 30 Prozent gefallen sei, deute eher auf das Ergebnis überhitzter Spekulationen an den Terminbörsen als auf eine „Tank-Teller-Konkurrenz“ hin, schließlich hätte sich an der energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe nichts geändert.

Alle Kandidaten versicherten, die Ausgleichszulage für die benachteiligten landwirtschaftlichen Gebiete müssten erhalten werden. Der Göppinger SPD-Landtagsabgeordnete Peter Hofelich forderte allerdings eine gezieltere Förderung der Gebiete mit einer besonders benachteiligten Topografie und Agrarstruktur, wo andernfalls eine flächendeckende Bewirtschaftung nicht mehr gewährleistet sei.

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