30 Landtagswahl

Heimvorteil gilt nur bedingt

Landtagswahl: zwei Kandidaten aus Geislingen, drei aus Lauterstein

Autoren: RODERICH SCHMAUZ, DANIEL GRUPP | GZ 30.03.2011

Normalerweise schlägt sich der Wohnort eines Landtagskandidaten als klarer Heimvorteil im Wahlergebnis nieder. Doch nun machten sich zwei Bewerber in Geislingen gegenseitig Konkurrenz, in Lauterstein gleich drei.

Raum Geislingen. Seit einiger Zeit wohnt die in Schlierbach aufgewachsene CDU-Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Geislingen Nicole Razavi in Salach. Dort büßte sie bei der jüngsten Wahl 6,5 Prozent der Stimmen ein – überproportional viele, aber von hohem Niveau aus: 2006 errang Razavi 49,9 Prozente in Salach, nun 43,5. Salach ist auch der Wohnort des SPD-Landtagsabgeordneten Peter Hofelich, der freilich „außerhalb“, im Wahlkreis Göppingen, kandidierte; jedenfalls büßten die Sozialdemokraten in Salach nur 0,3 Prozent der Stimmen ein – und weisen nun 26,6 Prozent auf.

Die Stadt Geislingen ist die Heimat des neuen SPD-Landtagsabgeordneten Sascha Binder und des Grünen Bernhard Lehle. Letzterer steigerte das Ergebnis in der Fünftälerstadt atemberaubend von 4,5 auf 23,7 Prozent; demgegenüber verlor Binder überdurchschnittlich, um 8,4 Prozent – von Heimvorteil also keine Spur. Dennoch hielt sich in der Stadt Geislingen die SPD mit 26,9 Prozent als zweite Kraft. Mehrere Gründe bieten sich als Erklärung für dieses Resultat an: Vor fünf Jahren bewarb sich der altgediente und beliebte Geislinger Kommunalpolitiker Dr. Hansjürgen Gölz um ein Landtagsmandat; ihm stand in Michael Joukov von den Grünen ein Nowbody aus Ulm gegenüber. Demgegenüber ist Lehle als langjähriger Kommunalpolitiker ein Sympathieträger. Zudem sprach sich Kreisrat Lehle für den Erhalt der Geburtshilfeabteilung an der Helfenstein Klinik aus, Kreisrat Binder dagegen.

Aus der Kleinstadt Lauterstein (2286 Wahlberechtigte) stammten gleich drei Bewerber: Winfried Hüttl (FPD), Sabine Rösch-Dammenmiller (Linke) und Timo Czerwonka (Piratenpartei). Alle drei schnitten in ihrem Heimatort ein wenig besser ab als im ganzen Wahlkreis.

Die FDP musste auf Wahlkreisebene kräftig Federn lassen – fast im selben Umfang wie Hüttl in seinem Wohnort, nämlich über fünf Prozent. Werner Simmling hatte 2006 in Lauterstein 11,5 Prozent der Stimmen bekommen. Immerhin hielt Hüttl vor Ort mit 6,5 Prozent das Ergebnis der Liberalen deutlich über der Fünf-Prozent-Marke, die er auf Wahlkreisebene ja nicht erreichte. Simmling hatte in seiner Heimatgemeinde Hohenstadt 2006 beeindruckende 28,4 Prozent erzielt – Hüttl dort nun noch 8,1. Im Übrigen reklamiert es Tobias Hösch, FDP-Zweitkandidat im Wahlkreis Geislingen, für sich als Erfolg, dass die Liberalen in seinem Beritt, in Schlat, mit 8,2 Prozent das kreisweit beste Ergebnis eingefahren haben. Gleichwohl büßten sie auch dort über fünf Prozent ein.

Zurück nach Lauterstein: Sabine Rösch-Dammenmiller verlor gegenüber ihrem Wahlergebnis vor fünf Jahren an ihrem Wohnort gut zwei Prozent der Stimmen, schnitt in Lauterstein mit 4,1 Prozent aber immer noch vergleichsweise gut ab. Newcomer Czerwonka holte auf Anhieb 2,4 Prozent – auf Wahlkreisebene waren es nur 1,9.

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