31 Geislingen: Tälesbahn

Aus für die Tälesbahn

Restliches Stück durch die Stadt wird nicht mehr reaktiviert

Autor: MANFRED BOMM | GZ 31.03.2011

Die Initiative zur Reaktivierung des letzten Stücks der Tälesbahn ist gescheitert. Gestern Nachmittag hat der Gemeinderat beschlossen, die verbliebene Trasse in einen Geh- und Radweg umzuwandeln.

Geislingen. Die Interessengemeinschaft Tälesbahn, die seit 2004 versucht hat, die knapp vier Kilometer lange Strecke zwischen Hauptbahnhof und dem Altenstädter Tälesbahnhof wieder in Betrieb zu nehmen, gibt auf. Ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept zur Reaktivierung wurde nicht gefunden.

Genau dies aber hätte der Verein jetzt vorlegen sollen. Jedenfalls hatte ihm der Gemeinderat im März vergangenen Jahres noch eine zwölfmonatige Frist zugestanden. Doch es schlugen alle Versuche fehl, zur wirtschaftlichen Absicherung der auf 1,7 Millionen Euro geschätzten Investition gewerbliche Nutzer zu gewinnen. Kein einziger Betrieb entlang der Trasse hatte Interesse an Transporten über die Schiene bekundet. Nur damit hätten sich die Kosten und ein anfangs auch geplanter touristischer Verkehr finanzieren lassen.

Für den rund zwei Dutzend Mitglieder zählenden Verein, der aus einem kleinen Häuflein Aktiver besteht, war es demnach „nicht möglich, mit eigenen Mitteln eine Eisenbahnstrecke zu reaktivieren“, hieß es in der Sitzungsvorlage, die laut Stadtbaumeister Karl Vogelmann im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden Alfred Wäse verfasst wurde. Nachdem die Stadt die Trasse 2004 von der Bahn erworben hatte, war die Strecke dem Verein günstig verpachtet worden.

Doch die finanziellen Probleme türmten sich. Vogelmann gab vor dem Gemeinderat zu bedenken, dass mehrere Bahnübergänge hätten erneuert werden müssen – auch mit Schranken. Und jener beim Albwerk wäre durch die Sanierung des dortigen Speichergebäudes ohnehin „problematisch“ geworden.

Peter Maichle (CDU) hätte in der Bahnfahrt durch die Stadt zwar „eine reizvolle Sache“ gesehen, doch ohne den Einstieg der Ulmer Eisenbahnfreunde (UEF), von denen sich die „Tälesbahner“ einst getrennt hatten, habe nie eine realistische Chance bestanden. Als bedauerlich wertet er es , dass aus den Reihen der Mitglieder sehr viel privates Geld in das Vorhaben gesteckt worden sei. Damit sie sich wenigstens einen Teil davon wieder erarbeiten könnten, sollten sie im Auftrag der Stadt weiterhin die Trasse von Bewuchs freihalten, schlug der Stadtrat vor.

Vorsitzender Wäse hatte sogar vorgeschlagen, den Verein mit all seinen Fahrzeugen auch für den Rückbau des Schienenstrangs einzusetzen, den die Mitglieder jahrelang gehegt und gepflegt haben.

Wann der gestern mit zwei Gegenstimmen erfolgte Beschluss zur Beseitigung der Trasse realisiert und das Gleis herausgerissen wird, ist derzeit unklar. Vogelmann schlug vor, mittelfristig für die Finanzierung der Radwege-Planung zu sorgen. Einen Vorentwurf hatte vor einem Jahr bereits ein Ingenieurbüro präsentiert. Damit ist die Stadt nach Angaben Vogelmanns gewappnet, falls es eines Tages staatliche Förderprogramme gibt, nach denen sich Holger Scheible (CDU) und Bernhard Lehle (GAL) erkundigten. Oberbürgermeister Wolfgang Amann will prüfen lassen, inwieweit Mittel im Zusammenhang mit den Landschaftspark-Projekten Fils und Albtrauf fließen könnten. Die Trasse mit ihrer geringen Steigung biete Radfahrern eine ideale „Durchgängigkeit ins Eybacher Tal“ und filstalabwärts. GAL-Stadtrat Lehle verwies auf die ungeklärten Probleme mit der Deutschen Bahn, die im Bereich des Stellwerks keinen Weg zum Bahnhof dulden wolle. Dies dürfe nicht zur Folge haben, dass Radler beim ehemaligen Gaskessel-Areal auf die Heidenheimer Straße ausweichen müssten.

Die „Tälesbahner“ wenden sich nach Angaben ihres Vorsitzenden Wäse inzwischen neuen Aufgaben zu: Künftig wolle man sich intensiv um die eigenen Fahrzeuge kümmern, die in Zusammenarbeit mit anderen Eisenbahnvereinen vermietet werden könnten.

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