05 Göppingen: Innenstadtforum

Mehr Einsatz fürs Stadtbild

Wie soll Göppingen 2030 aussehen? – Innenstadtforum nimmt Fahrt auf

Autor: ARND WOLETZ | NWZ 05.04.2011

Mehr Baukultur und weniger Bausünden. Im Innenstadtforum 2030 wird um die Zukunft des Göppinger Stadtbildes gerungen. Ein Zwischenbericht zeigt, dass erste Schritte getan sind, löst aber auch Streit aus.

Göppingen. Flächen aktivieren, Baukultur fördern, Profil zeigen. Das sind Leitlinien des Göppinger Innenstadtforums, das seit fast eineinhalb Jahren läuft. Nun wurden im Gemeinderat die ersten Ergebnisse aus den Sitzungen der fünf Runden Tische vorgestellt. In den kommenden Wochen stehen weitere Veranstaltungen an (siehe Kasten). Im Herbst soll der Prozess in ein „Stadtqualitätsprogramm“ münden, dessen Teile beispielsweise verschiedene Vorgaben für den Erhalt wertvoller historischer Gebäude, für Werbeanlagen und die Stadt-Möblierung sein könnten, erklärte Stadtplanerin Eva Noller.

Auslöser der Diskussion und für das Installieren des Innenstadtforums 2030 war der von vielen Göppingern bedauerte Abriss des Guberan-Gebäudes in der Marktstraße. Der zunächst geplante Nachfolgerbau – ein weitgehend gläserner Kubus – ließ bei vielen Stadträten die Alarmglocken schrillen. Die Lokalpolitiker setzten einen neuen Entwurf durch. Um Bausünden zu verhindern, stellten die Grünen im Rahmen der Haushaltsberatungen 2010 dann den Antrag für eine Stadtbildsatzung, der mehrheitlich vom Gemeinderat angenommen wurde. Mit der zustimmenden Stellungnahme der Stadtverwaltung war der Weg frei für die, wie es die Grünen sehen, „Erstellung einer Stadtbildsatzung als Teil des Programms für die Innenstadtentwicklung“.

In diesem Prozess hatte sich auch die Architektin Christine Baumgärtner die Innenstadt angesehen. Die zentrale Erkenntnis, so Eva Noller: „Die Übergange funktionieren nicht.“ Als Beispiel nennt sie den Übergang von der belebten Marktstraße in die Lange Straße, die sich am Müller-Bau und auch auf der gegenüber liegenden Seite weitgehend abweisend präsentiert. Solche Fälle gebe es in Göppingen oft. Andere Probleme, die Christine Baumgärtner identifizierte, waren zu großflächige Schaufenster, die die Obergeschosse historischer Bauten scheinbar über der Straße schweben lassen aber auch unangemessene Werbetafeln und verstellte oder zuklebte Schaufenster.

In den Sitzungen der Runden Tische war immer wieder die Aufenthaltsqualität auf allen möglichen Plätzen der Stadt angesprochen worden, berichtet Eva Noller. Viele Vorschläge hatten auch die Ausschilderung zum Thema. Oft kritisiert wurde die Straßenraumgestaltung abseits der Neuen Mitte. Es gab oft auch konkrete Forderungen. So wurde beispielsweise beim Thema Handel vorgeschlagen, die Stadteingänge attraktiv zu gestalten und ein Infosystem einzuführen. Beim Thema „Wohnen und Familie“ kritisierte ein Teilnehmer, dass zwar Wohnen in der Innenstadt wieder gefragt sei, sich ein zeitgemäßes Wohnen in der Gebäudesubstanz fast nicht verwirklichen lasse.

Die jetzt vorgestellten Zwischenergebnisse nannte die CDU-Fraktion gestern in einer Pressemitteilung „aufschlussreich“. Die Fraktion erwarte mit Interesse die weiteren Ideen. „Am Ende des Innenstadtforums 2030 werden die Erkenntnisse zu bewerten sein. Dann stellt sich auch die Frage, welche Leitlinien sich für die Stadtplanung ergeben und in welcher Form sie Anwendung finden“, meint die CDU und übt Kritik an den Grünen. Die Christdemokraten lehnen es ab „wie die Grünen schon jetzt restriktive Formen einer zukünftigen Stadtbildsatzung zu fordern. Wir haben den Prozess nicht gestartet, um nach zwei Veranstaltungen, in die wir bewusst unsere Bürger einbeziehen, bereits besser zu wissen, was am Ende festzustehen hat. So kann und darf Bürgerbeteiligung nicht aussehen“, schimpft die CDU.

Die Grünen dagegen sehen den angestoßenen Diskussionsprozess sehr positiv. Der Fraktion gehe es „um viel mehr als nur eine Stadtbilderhaltungssatzung, sondern um einen Rahmen und um Investitionssicherheit für Investoren in Göppingen. Wir haben in unserer Innenstadt genügend Bausünden und Fehlentwicklungen zu Gunsten großflächigem Einzelhandels auf der Grünen Wiese. Unser Ziel ist die tatkräftige Förderung des Göppinger Einzelhandels in unserer historischen Innenstadt.“

Innenstadtforum: So geht’s weiter
  • Göppinger Positionen zur Nutzung und Gestaltung der Innenstadt. Podiumsdiskussion mit Vertretern der Runden Tische zu den Themen Handel, Kultur, Wohnen und öffentlicher Raum am Montag 11. April, 19 Uhr, im Göppinger Rathaus.
  • Stadtgeschichte vor Ort: Stadtführungen durch die historische Innenstadt, 2. Mai, 16 und 18.30 Uhr, Treffpunkt am i-Punkt.
  • Beispielhafte Innenstadtentwicklung in Reutlingen, Balingen und Lahr. 9. Mai, 19 Uhr, Rathaus.
  • Zukunft Innenstadt. Präsentationen der Ergebnisse aus dem Workshop. 6. Juni, 19 Uhr, Rathaus.
  • Innenstadt Göppingen 2030: Symposium mit Vorträgen externer Referenten und Podiumsdiskussion. 15. Juli, 14 – 18 Uhr, Stadthalle

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