07 Bad Boll: Bürgerbegehren

„Keine echte Alternative“

Bürgerbegehren zum geplanten Trainingsplatz in Bad Boll: Schultes und Räte in Wartehaltung

Autor: JÜRGEN SCHÄFER | NWZ 07.04.2011

Irritiert, gelassen, gesprächsbereit: so reagieren Bürgermeister und Gemeinderäte auf ein Bürgerbegehren gegen den geplanten Trainingsplatz in Bad Boll.

Bad Boll. „Schon ein bisschen überrascht“ ist der Bad Boller CDU-Fraktionschef Rainer Staib, dass die Anrainer des geplanten Trainingsplatzes am Erlengarten ein Bürgerbegehren auf die Beine stellen wollen, um das Vorhaben auf den Prüfstand zu stellen – einschließlich der Frage nach einem Alternativstandort. Staib hatte den Eindruck, dass man mit den Anliegern bei einer Anhörung und der nachfolgenden Gemeinderatssitzung in einem breiten Dialog gewesen sei.

Jetzt gehen Anwohner um Monika Lamparth auf Konfrontation. Ihnen geht es nicht mehr um verbesserten Lärmschutz für den Trainingsbetrieb, der in vielleicht fünf Jahren Einzug hält und Wohnsiedlungen ab 70 Metern Entfernung belaste. Sie wollen das ganze Vorhaben nicht.

Verärgert darüber zeigt sich keiner der Kommunalpolitiker. „Es ist das demokratische Recht der Bürger, zu einem Bürgerbegehren zu greifen, wenn sich mit einer Entscheidung des Gemeinderats nicht einverstanden sind“, kommentiert Bürgermeister Hans-Rudi Bührle den Vorgang. Er stellt aber auch fest, dass der Bebauungsplan für den Sportplatz rechtskräftig sei und dabei bereits Einwände aus der Bürgerschaft behandelt worden seien. Aktuell gehe es um das Baugesuch – aber nur, um Rechtssicherheit zu schaffen.

Bührle wehrt sich gegen die Kritik, die Gemeinde habe den Standort ohne große Abwägung festgelegt. „Wir haben lang und breit diskutiert. Wenn wir eine Alternative hätten, hätten wir nicht diesen Standort gewählt.“

Bührle verweist auf die Problematik: Man könne den Trainingsplatz, der wegen der Baupläne der Wala auf den Thermalbadgrundstücken verlustig geht, nicht zu weit vom Sportgelände des TSV wegverlegen. Schon ein Platz nördlich der Landesstraße sei kritisch. Und anderes gebe es nicht oder sei indiskutabel – wie der Standort gegenüber der Wala in Eckwälden auf freiem Feld.

Mehr als schwierig sei der Standort nördlich der Landesstraße, sagt Bührle. Die Gemeinde habe dort keinen Grundbesitz, sie müsste es von einem Dutzend Eigentümern erwerben. „Das kann zehn Jahre dauern – und die Preisvorstellungen der Eigentümer sind eine Sache für sich“, sagt er. „Und was, wenn einer nicht verkauft?“ Man bräuchte ferner eine Unterführung unter der Landesstraße. „Wir würden den Großteil des Erlöses von den Thermalbadgrundstücken in einen neuen Trainingsplatz stecken“, warnt er. Sein Fazit: „Keine echte Alternative.“

Für Erpo Wittlinger, einen der Vorstände des TSV Bad Boll, gibt es „momentan keine Alternative“ zum gewählten Standort. Ein Spielfeld nördlich der Landesstraße würde das Sportgelände „auseinanderreißen“ – abgesehen von den Problemen Grunderwerb und Kosten.

Grünen-Sprecherin Dorothee Kraus-Prause will erst den Originaltext des Bürgerbegehrens erfahren, bevor sie sich dazu äußert. Sie sehe den Vorgang aber nicht als Aufregung. „Grundsätzlich stehen wir allen Formen direkter Demokratie positiv gegenüber.“ Wichtig ist ihr zu betonen, dass der Gemeinderat keinen Baubeschluss gefasst habe. Der bleibt der Zukunft vorbehalten.

Für Rainer Staib heißt das Gebot der Stunde, „den Dialog mit den Bürgern zu intensivieren.“ Er plädiert für ein Treffen mit den Anwohnern und die Suche nach einem Kompromiss. Die Frage sei, inwieweit man den Anwohnern entgegenkommen könne.

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