07 Landkreis: Filslandtarif

„Es gibt Gewinner und Verlierer“

Mobilitätsverbund Filsland bessert nach – Kreistagsfraktionen bewerten Änderungen positiv

Autorin: CHRISTINE BÖHM | NWZ 07.04.2011

Der Mobilitätsverbund Filsland startete im Januar. Nun wurde nachgebessert. Der Ausschuss für Umwelt und Technik bewertet die Neuerungen positiv und beschloss, dass der Kreis mögliche Mehrkosten übernimmt.

Kreis Göppingen. Die Tarife des Mobilitätsverbund Filsland, an dem mehrere Omnibus-Unternehmen und die Deutsche Bahn beteiligt sind, traten zum 1. Januar diesen Jahres in Kraft. Nun wurde an mehreren Stellen nachgebessert. Kreisverkehrsplaner Jörg-Michael Wienecke stellte die Änderungen im Ausschuss für Umwelt und Technik des Kreistages vor. Die Konsequenz: Der Landkreis trägt ab 2012 eventuelle Mehrkosten, die durch die Rabattierung der Firmentickets – der Kunde bezahlt nur neun von zwölf Monaten – entstehen. Nach aktuellen Berechnungen könnte das für den Landkreis zu einer Belastung von 7500 Euro pro Jahr führen. Landrat Edgar Wolff spricht davon, dass die Mittel „einer sinnvollen Maßnahme zugute kommen“. Der Ausschuss für Technik und Umwelt fasste den Beschluss einstimmig.

Geschäftsstelle und Landkreisverwaltung hatten sich in den vergangenen Monaten mit etwa 50 Beschwerden auseinandergesetzt, und dringenden Handlungsbedarf gesehen. Aus diesem Grund hatten sich zum 1. März mehrere Änderungen ergeben. Das Senioren-Abo und das Abo zur „Umsteige-Sparkarte“, die beide abgeschafft worden waren, sind nun wieder im Angebot. Auch Kinder zwischen vier und 14 Jahren können im Tarif „Filsland Schiene“ nun wieder kostenlos mitgenommen werden. Für die Abo-Kunden der Deutschen Bahn, die in den neuen Tarif „Filsland Schiene“ überführt wurden und damit keine kostenlose Bahncard 25 mehr nutzen konnten, ergaben sich auch Änderungen.

Seit 1. April können Gruppenfahrscheine „Filsland Schiene“ wieder am Schalter gekauft werden. Zusätzlich soll ab 12. Juni der Vorverkauf für Anschlusstickets wieder am Automaten möglich sein. Diese Maßnahmen konnten nicht kurzfristig gelöst werden, wie Wienecke betont. Dennoch seien „kreative Lösungen“ gefunden worden. Zum 1. Januar 2012 sollen auch die Firmentickets noch weiter rabattiert werden. Anstatt 9,5 Monate zu bezahlen und zwölf zu fahren, zahlen Kunden ab kommendem Jahr nur noch für neun Monate.

Im Ausschuss nahmen die Fraktionen Stellung zur Nachbesserung. Dieter Braun (CDU) lobte, dass so schnell reagiert worden sei. Es sei zu erwarten gewesen, dass es ohne Nachbesserungen nicht gehen werde. SPD-Mitglied Arnulf Wein meinte, der Kreis sei „verspätet auf dem Weg“. Der Kreis müsse bewerten, was ihm der öffentliche Nahverkehr wert sei: „Ich kämpfe mit bescheidenen Mitteln für Besserung“, meinte der Bürgervertreter. Er sieht vor allem Handlungsbedarf beim Schülertransport. Martin Joos sprach für die Freien Wähler: „Ich sehe den Landkreis als Dienstleister“, sagte er. Man solle sich jedoch von 50 Beschwerden nicht entmutigen lassen, sondern die Anzahl in Relation zur Kundenzahl sehen. Es sei schnell der Eindruck entstanden, dass Menschenmassen unzufrieden gewesen seien: „Die unrunden Teile waren nicht so fürchterlich eckig“, meinte Joos.

Martina Zeller-Mühleis (Grüne) sprach von der großen Bedeutung der öffentlichen Wahrnehmung und sieht daher Nachholbedarf in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Zudem gab sie die Anregung zu überlegen, wie neue Nutzergruppen erschlossen werden könnten. Hans Wilhelm Jakober (FDP) betonte, dass seine Fraktion den Mobilitätsverbund für eine wichtige und richtige Sache halte: „Es ist deutlich geworden, dass es Gewinner und Verlierer gibt.“ Es habe Fehler bei der Einführung gegeben. Über Öffentlichkeit und Werbung aus den eigenen Reihen könne man jedoch viel erreichen.

Kreisverkehrsplaner Wienecke sieht ein weiteres zentrales Problem: Die Kundenzahlen seien zurückgegangen, die Ansprüche hingegen gewachsen. Er möchte in Zukunft verstärkt – aber vorsichtig – auf Marketing setzen.

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