04.08.11 Stresstest S21 (HL)

Bericht zum Stammtisch der Grünen im Helfensteiner Land vom 04. August 2011

Enttäuscht von S21-Befürwortern

Grüne im Helfensteiner Land diskutierten Stresstest und die Zukunft von Stuttgart 21

Am monatlichen Stammtisch der Grünen im Helfensteiner Land vergangenen Donnerstag im Geislinger Restaurant Zorbas herrschte Enttäuschung über die diskussionsfeindliche und kompromisslose Haltung der wichtigsten Befürworter von Stuttgart 21 angesichts der Ergebnisse des Stresstests und des Kompromissvorschlags von Schlichter Heiner Geißler und den Gutachtern des Stresstests, den Ingenieuren der Schweizer SMA.

Zwar hatten fast alle Stammtischler die von Heiner Geißler moderierte Präsentation und Diskussion des Stresstests am Fernsehbildschirm verfolgt, doch wussten viele dennoch nicht zu sagen, inwiefern Stuttgart 21 den Test bestanden haben könnte. Der grüne Verkehrsexperte Boris Palmer hatte für die Schlichtung einen Vortrag vorbereitet, in dem er nachweisen wollte, dass S21 den Stresstest keineswegs bestanden habe, doch hatte er diesen Vortrag aufgrund ständiger Unterbrechungen nicht halten können. Seine Folien sind im Internet auf www.phoenix.de nachzulesen und mittlerweile der Vortrag auch auf www.fluegel.tv als Videomitschnitt einer öffentlichen Veranstaltung im Stuttgarter Rathaus wenige Tage später anzuschauen. Doch da die Befürworter von Stuttgart 21 es bis heute versäumt hätten, im Detail auf die Vorwürfe einzugehen, und stattdessen Herr Kefer von der Deutschen Bahn die Argumente Palmers nur pauschal als „Reich der Fabeln“ und „Wolkenkuckucksheim“ abgekanzelt habe, sei es schwierig, sich ein endgültiges Urteil zu bilden. „Hier wurde leider – im Gegensatz zur Schlichtung im letzten Herbst – die Chance verpasst, durch einen Faktencheck zur Versachlichung und womöglich sogar ein wenig zur Befriedung des Konflikts beizutragen“, meinte Manfred Binder.
 
Nichtsdestotrotz zeigten sich die meisten Stammtischteilnehmer von den Argumenten Palmers überzeugt: Demnach zeige eine kritische Lektüre des SMA-Gutachtens, dass die Bahn nur durch eine Vielzahl von zum Teil extrem unrealistischen Annahmen in der Lage sei, einen Fahrplan zu simulieren mit 30% mehr Zügen als heute in der Spitzenstunde – und dies bei einer deutlich schlechteren Betriebsqualität als heute. Aber selbst wenn dies tatsächlich umgesetzt werden könnte, hieße das, dass es dauerhaft keine wesentliche Steigerung des Stuttgarter Zugangebots gegenüber bisherigen Prognosen geben könne: „Sobald der Bahnhof fertig ist, fährt er auf Kante“, so Ismail Mutlu, und das, obwohl aus Gründen des Klimaschutzes und der Erdölverknappung massive Verkehrsverlagerungen von der Straße auf die Schiene immer wichtiger werden.
 
Den Vorschlag von Heiner Geißler und der SMA, den Bau eines Kombibahnhofs mit überirdischen Gleisen für den Nahverkehr und unterirdischen für den Fernverkehr ernsthaft zu prüfen, wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Einerseits erscheine es plausibel, dass eine solche Lösung sowohl billiger käme als auch mehr und besseren Zugverkehr zulasse als die derzeitige Planung, andererseits sei ein solcher Kombibahnhof nur sinnvoll, wenn und sobald die Neubaustrecke Ulm-Wendlingen fertiggestellt werde – was aber womöglich ein noch unsinnigeres Bahnprojekt als S21 sei. Alle Beteiligten müssten sich aber überlegen, ob sie nicht eine gütliche Einigung auf einen derartigen Kompromissvorschlag der Fortsetzung und womöglich Eskalation des derzeitigen Konflikts vorzögen. Die ersten, ausschließlich ablehnenden Reaktionen aus den Reihen der Befürworter seien aber leider enttäuschend: „Sie scheinen lieber zehn bis zwanzig Jahre unter Polizeischutz bauen und eine dauerhafte Vergiftung des politischen Klimas hinnehmen zu wollen als Kompromisse in der Sache auch nur in Erwägung zu ziehen“, wunderte sich Eckhart Klein.
 
Solange sich daran nichts ändert, müsse der Widerstand gegen S21 unbedingt fortgesetzt werden. „Eine Deutsche Bahn, die trotz überparteilichen Konsenses und UN-Konventionen finanziell nicht in der Lage zu sein scheint, auch nur den Geislinger Bahnhof barrierefrei zu gestalten, muss daran gehindert werden, Milliarden für derart sinnlose Projekte zu verschwenden“, forderte Michael Schima.

zur Powerpointpräsentation Boris Palmers…


zum Vortrag Palmers am 04.08.11 im Stuttgarter Rathaus…

 

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