19 Fritz zu 100 Tage Grünrot

„Eine gute Bildungspolitik ist nicht nur sozial gerecht, sie ist auch eine gute Wirtschaftsförderung“: Jörg Matthias Fritz, der Göppinger Landtagsabgeordnete der Grünen, sieht die neue Landesregierung auf einem guten Weg. Foto: Archiv

„Die Bilanz ist klasse“

Jörg Matthias Fritz: „Die Regierung geht besonnen und mit Bedacht vor“

Autor: HELGE THIELE | NWZ 19.08.2011 

Er ist gut gelaunt und überzeugt von der guten Regierungsarbeit von Grün-Rot. Die Kritik aus der Opposition scheint am Göppinger Landtagsabgeordneten Jörg Matthias Fritz (Grüne) abzuprallen.

Kreis Göppingen. Jörg Matthias Fritz macht sich offenbar nichts draus, dass ihn seine Gegner bei der Bürgerversammlung in Jebenhausen kurz nach der Landtagswahl so hart rangenommen haben. Weil er die seit langem geplante Ortsumgehung für den Göppinge Stadtbezirk ablehnt und das Straßenprojekt ohnehin auf Jahre hinaus für nicht finanzierbar hält, hatte sich Fritz einiges anhören müssen. Doch Politik macht dem noch recht neuen Göppinger Landtagsabgeordneten der Grünen, der sich für einen Weiterbau der B 10 ausspricht, so viel Spaß, dass er unter den verbalen Hieben seiner Kritiker nicht leidet. Zumindest nicht allzu lange.

Im Gespräch mit der NWZ hat Fritz gestern eine äußerst positive Bilanz der ersten 100 Tage der grün-roten Landesregierung gezogen. „Die Bilanz ist klasse, wirklich gut“, meinte er. Die Regierung gehe „besonnen und mit Bedacht“ vor. Der Nachtragshaushalt sei sauber über die Bühne gebracht worden. Den Vorwurf der Opposition, die neue Koalition treibe die Personalkosten in die Höhe, lässt der Parlamentarier aus Göppingen nicht gelten. „Wenn man neue Ministerien aufbaut, braucht man natürlich auch einen neuen Verwaltungsapparat“, erklärt Fritz und ergänzt: „Die neu geschaffenen Stellen werden aber bis zum Ende der Legislaturperiode durch natürliche Fluktuation wieder abgebaut – außer in der Finanzverwaltung“. Dort würden 100 neue Stellen für Steuerfahnder und Wirtschaftsprüfer geschaffen – doch das bringe dem Land ja auch Mehreinnahmen.

Angst vor einer Zerfleischung der Koalitionäre, wenn es zur Volksabstimmung über das Bahnprojekt Stuttgart 21 kommt, das Fritz wie fast alle Grünen ablehnt, hat der Politiker nicht: „Wir werden die Debatte sehr sachlich führen“, kündigt der Abgeordnete an – und weist darauf hin, „dass auch die SPD nicht geschlossen für Stuttgart 21 steht“. Das Ergebnis der Volksabstimmung werde man „entweder freudig oder in Demut hinnehmen“, so Fritz. Das sei Demokratie.

Im Gespräch ist der Landtagsabgeordnete darum bemüht, die politische Bedeutung des umstrittenen Infrastrukturprojekts wieder ein wenig zu schmälern. Trotz aller heftigen Debatten gelte doch: „Es geht um einen Bahnhof und nicht um die Zukunft des Landes.“

Das mag sich schon anders angehört haben, doch Fritz will den Koalitionspartner SPD auf keinen Fall angreifen, wo es doch schon so böse Auguren gibt, die nach 100 Tagen das baldige Ende von Grün-Rot vorhersagen und dies mit dem internen Konflikt um den Tiefbahnhof begründen. Jörg Matthias Fritz hält tapfer dagegen: „Stuttgart 21 zeigt doch auch, dass man konstruktiv zusammenarbeiten kann.“

Sowieso sei die neue Regierung „nicht abhängig von Stuttgart 21“. Überall würden er und seine Kollegen aus der Landtagsfraktion „sehr freundlich und offen“ empfangen. Man merke, so Fritz: „Die Menschen wollen einen anderen Politikstil, sie wollen angehört werden.“

Dem Verkehrsminister Winfried Hermann erteilt Fritz gute Noten, auch in der Schulpolitik sieht er Grün-Rot auf einem guten Weg. Die Gemeinschaftsschule werde nicht von oben nach unten durchgesetzt, sondern als Chance für kleinere Gemeinden gesehen, ihren Schulstandort dauerhaft zu erhalten, so Fritz. Allein in den kommenden zehn Jahren werde das Land 20 Prozent seiner Schüler – das seien 200 000 – verlieren. Zudem lägen Dutzende von Anträgen auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule aus dem ganzen Land vor. Auch in der Stadt Göppingen gibt es nach Fritz’ Worten Schulen, die gerne diesen Weg einschlagen würden.

Eine gute Bildungspolitik sei nicht nur sozial gerecht, sie sei auch eine gute Wirtschaftsförderung, betont der Abgeordnete. Und für die Unternehmen im Kreis sei der Ausbau der regenerativen Energien eine große Chance. Die hier ansässige Mechatronik sei die Schlüsseltechnologie. Baden-Württemberg solle zudem der führende Leitmarkt weltweit werden für eine neue, eine andere Mobilität.

Info Nach den Schulferien wird im September das neue Wahlkreisbüro der Grünen in der Schützenstraße 24 in Göppingen offiziell eingeweiht.

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