20 Hermann in Süßen

Den vielen Besuchern, die zur Freigabe des Abschnitts der B 10 gekommen sind, hat die Trommelgruppe der Werkrealschule Süßen mächtig eingeheizt. Mancher Gast sah darin ein Trommeln für den Weiterbau. Auch der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) betonte die Bedeutung der B 10 fürs Land. Fotos: Staufenpress

Trommeln für den Weiterbau

Minister Hermann und Staatssekretär Scheuer eröffnen neues B-10-Stück

Autor: DANIEL GRUPP | NWZ 20.09.2011 

Ein weiteres Stück der neuen B 10 kann jetzt befahren werden. Bei der Einweihung wurde gestern von den Rednern für den Weiterbau geworben, Zusagen gab’s aber noch keine.

Süßen. Die Trommler der J.-G.-Fischerschule und ihre Tänzer haben den Rhythmus vorgegeben. Gestern Mittag, bei der Einweihung des neuen B-10-Abschnitts bis Süßen-Ost, schlugen sie kräftig auf die Pauke. Dazu zeigten die Tänzer Schilder mit Aufschriften, die sich mit dem Straßenbau verbinden lassen, wie zum Beispiel „Wir ebnen Wege“. Diesen Einstieg in die Feiern zur Freigabe des Straßenstücks, zu der sehr viele Besucher gekommen sind, nahmen die Redner gerne auf.

Regierungspräsident Johannes Schmalzl sprach im Hinblick auf den ungesicherten Weiterbau davon, dass die „gesamte Raumschaft für das Ziel trommelt“. Er hoffe auf einen raschen Weiterbau, sagte der Chef des Regierungspräsidiums Stuttgart. An der Dringlichkeit besteht seiner Ansicht nach kein Zweifel. „Die Vorbereitungen für den 3. und 4. Abschnitt sind im vollen Gange. Wir brennen darauf“, betonte Schmalzl. Auch Geislingen werde nicht vergessen, erinnerte der Regierungspräsident an den Teil der Straße, der noch nicht planfestgestellt ist.

Zur Freigabe – die Straße konnte ab 14.50 Uhr befahren werden, zuvor nutzten noch Radfahrer die autofreie Strecke – waren die Bundes- und Landtagsabgeordneten des Kreises, viele Bürgermeister und Landrat Edgar Wolff gekommen.

„Hier im Kreis leben 150 000 Menschen in der Nähe zur B 10“, betonte Landrat Wolff die Bedeutung der Straße. Diese Achse leistungsfähig zu erhalten, sei zentrales Anliegen der Kreispolitik. Die Freude über den neuen 3,6 Kilometer langen Abschnitt werde durch die Sorge um den Weiterbau getrübt. Wolff erinnerte an den Dauerstau im dicht besiedelten mittleren und oberen Filstal, den bis zu 35 000 Fahrzeuge täglich regelmäßig verursachen. „Der östliche Teil des Landkreises leidet massiv.“ Der gesamte Kreis Göppingen erwarte, dass noch 2012 der Bau der B 10 bis Gingen-Ost und der B 466, die als Umfahrung von Süßen dienen wird, weitergehe. Wolff: „Bei jeweils vier Millionen Euro in den nächsten vier Jahren wäre die Straße finanziert.“

„Der lange Weg hat sich gelohnt“, sagte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Andreas Scheuer. Die neue B 10 entlaste Salach und Süßen von 25 000 Fahrzeugen am Tag. Der Weiterbau sei in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen worden, jedoch seien die Haushaltsberatungen 2012 noch nicht abgeschlossen. In Baden-Württemberg gebe es viele baureife Vorhaben, erinnerte Scheuer. Da nicht alle dieser Straßen zu finanzieren seien, brauche der Bund eine Priorisierung durch die Landesregierung, sagte der Staatssekretär. Dies würde bedeuten, das Land hat das letzte Wort. „Das Projekt hat drei Regierungswechsel überlebt, es ging immer weiter“, betonte Landesverkehrsminister Winfried Hermann. Er machte deutlich, dass er einem Weiterbau nicht im Wege stehen wird und bezeichnete die B 10 als eine der „Hauptachsen von Baden-Württemberg“. Sie sei eine Art Ersatzautobahn. Die größte Entlastung erfolge, wenn nun auch der 3. und 4. Abschnitt gebaut sei. Die Grünen seien zwar skeptisch gegenüber dem Straßenbau, es sei aber „ökologischer und ökonomischer Blödsinn, wenn man etwas anfängt und es nicht zu Ende bringt“.

Der Minister sagte, dass sich die Landesregierung vorgenommen habe, Schwerpunkte zu setzen. „Ich bin überzeugt davon, dass im Bereich Straßenverkehr ein Umdenken erforderlich ist.“ Man könnte das Teilen des Autos organisieren. Firmen könnten wieder Werksbusse einsetzen. „Der Straßenbau ist die langsamste Form der Staubekämpfung.“ Dem Straßenbau im Kreis machte er Hoffnung. „Ich denke, wir wollen den 3. und 4. Abschnitt schnell realisieren.“ Nachdem Abgeordnete und Regierungsvertreter das Band durchschnitten hatten, setzten sich einige in den Süßener Bürgerbus Mobs, um die Strecke als erste offiziell zu befahren.

Zwei Abschnitte sind jetzt fertig, zwei fehlen noch

Der Weiterbau der B 10 ist in vier Abschnitte eingeteilt. Der erste Abschnitt, der bis Eislingen-Ost geht, kann seit 2006 befahren werden. Der zweite Abschnitt besteht aus zwei Teilen. Die Strecke bis zur Schlater Straße kann seit Ende 2009 befahren werden, der Abschnitt bis Süßen-0st seit gestern.

Die Abschnitte drei und vier sind der B-10-Weiterbau bis Gingen und die östliche Umgehung von Süßen im Zuge einer teilweise neuen B 466. Beide Abschnitte Kosten zusammen etwa 28 Millionen Euro.

 

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Ohne Weiterbau nur Stückwerk

KOMMENTAR WEITERBAU DER B 10

Autor: DANIEL GRUPP | NWZ 20.09.2011 

Wer gehofft hatte, dass Staatssekretär Andreas Scheuer zur gestrigen Eröffnung des neuen B-10-Abschnitts den Weiterbau im kommenden Jahr ankündigen würde, wird jetzt enttäuscht sein. Scheuer hat, völlig zurecht, auf die noch nicht beendeten Beratungen des Bundeshaushalts hingewiesen. Zudem müssten wegen der vielen Straßenbauvorhaben Schwerpunkte gesetzt werden. Damit schob der CSU-Politiker den Schwarzen Peter ins Lager der grün-roten Landesregierung. Denn Berlin erwartet von Stuttgart, Prioritäten zu setzen.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann nahm gestern den Schwarzen Peter auf und spielte die Karte geschickt aus, indem er die Bedeutung der B 10 für ganz Baden-Württemberg betonte. Den Weiterbau zu stoppen, sei Blödsinn, sagte er. Hermann hat Recht. Eine Entlastung Süßens und Gingens können erst die neue B 466 und der nächste B-10-Abschnitt bringen. Ohne diese beiden Straßen bleibt der jüngste Neubau nur Stückwerk. Schon gebaute Straßenstücke und Überführungen würden ohne Anschlüsse im Nichts enden.

Nachdem der Landesminister in Süßen die Bedeutung der B 10 unterstrichen hat, muss der Weiterbau der Straße auch Vorrang erhalten. Hermann sollte darauf in Berlin drängen. Vermutlich reicht es nicht mehr für 2012, spätestens 2013 müssen aber wieder die Bagger rollen, will der Minister mit seiner Bewertung ernst genommen werden. 

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Der Landkreis trommelt für den Weiterbau

Autor: EBERHARD WEIN | StZ 20.09.2011 

 

Süßen Bei der feierlichen Verkehrsfreigabe eines weiteren Stück der Bundesstraße 10 gibt es noch keine Signale, wann es mit einer Fortsetzung der Bauarbeiten in Richtung Gingen weitergehen soll. Doch die Kreispolitiker lassen nichts unversucht.

Die Neubautrasse der Bundesstraße 10 im Landkreis Göppingen ist wieder um 3,6 Kilometer in Richtung Osten gewachsen. Im Beisein der örtlichen Bundes- und Landtagsabgeordenten, vieler Bürgermeister und Kreispolitiker ist gestern die sogenannte Ortsumfahrung von Salach und Süßen für den Verkehr frei gegeben worden. Wann das neue Straßenstück, in das der Bund 48,2 Millionen Euro investiert hat, jedoch seine volle Entlastungswirkung für die beiden Orte entfaltet, ist ungewiss. Weder der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), noch der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Andreas Scheuer (CSU), die beide an der Feier teilnahmen, konnten einen Termin nennen, wann die Verlängerung nach Gingen und der Anschluss an die B 466 nach Heidenheim und Donzdorf begonnen werden können.

So mischte sich in die Freude des Landrats Edgar Wolff über das neue Stück Asphalt eine gehörige Portion Sorge. Erst zwei Drittel der 13 Kilometer langen Neubaustrecke seien fertig. „Die Maßnahme ist in Bau und unvollendet”, betonte Wolff. „Wir werden es nicht akzeptieren, wenn die beiden noch ausstehenden Abschnitte zu einer Neubaumaßnahme umetikettiert werden.” Von dieser Definitionsfrage könnte nämlich abhängen, wie schnell die Arbeiter an ihre Dauerbaustelle an der B 10 zurückkehren. Denn sowohl im Landes- als auch im Bundesverkehrsministerium will man aus Geldmangel in absehbarer Zeit keine neuen Projekte beginnen. Immerhin zeigte der Berliner Staatssekretär Verständnis für die Göppinger Wünsche. „Ich denke fast täglich an die B 10”, sagte Scheuer und fügte schmunzelnd hinzu, dass er in einer Vitrine in seinem Arbeitszimmer einen WMF-Spielzeuglastwagen stehen habe. Der war ihm im vergangenen Jahr von einer Kreisdelegation als Gedankenstütze überreicht worden.

„Wir werden Ihnen trotz knapper Finanzmittel auf jeden Fall eine Perspektive geben”, sagte Scheuer. Zunächst müsse aber die Landesregierung in Stuttgart eine Prioritätenliste aufstellen. Jährlich fließen etwa 150 Millionen Euro in den Bau von Bundesfernstraßen in Baden-Württemberg. Insgesamt befinden sich Projekte im Umfang von 1,1 Milliarden Euro im Land in der Umsetzung. „Sie können sich selbst ausrechnen, wie lange es dauert, bis das alles abgearbeitet ist”, sagte der Landesverkehrsminister Hermann. Er habe aber verstanden, dass der jetzt eingeweihte Neubauabschnitt ohne die beiden weiteren Abschnitte ein Torso sei. Zuvor hatte er erlebt, dass auch die Jugend für das Projekt trommelt. Die Süßener Werkrealschule hatte ihre Tanz- und Trommelgruppe geschickt. Auch der Regierungspräsident Johannes Schmalzl trommelte mit und machte sich zunutze, dass sowohl der Bundesverkehrsminister als auch sein Staatssekretär aus Bayern stammen. Er erinnerte daran, dass auch Groß-Süßen von 1802 bis 1810 bayerisch gewesen war.

Ob dieses Argument am Ende etwas bewirkt, ist ungewiss. Als sich Hermann im Anschluss an die Einweihung mit den örtlichen Abgeordneten und Bürgermeistern zu einem Gedankenaustausch zurückzog, war der Bayer jedenfalls schon wieder dorthin entschwunden. Bei Nürnberg musste er den Ausbau der A 6 feiern. Landrat Wolff war dennoch zufrieden. Es sei gelungen, zumindest dem Landesverkehrsminister deutlich zu machen, dass die gesamte Kreispolitik von der CDU bis zu den Grünen und sogar eine Bürgerinitiative für den Weiterbau seien. „Wo gibt es so etwas schon?”

IN VIER ABSCHNITTEN VON GÖPPINGEN NACH GINGEN

Einweihung Das 3,6 Kilometer lange Straßenstück, das seit gestern Nachmittag befahren werden kann, hat 48,2 Millionen Euro gekostet. Es handelt sich dabei um die Umfahrung von Salach und Süßen. Ein Teilstück zwischen Eislingen-Ost und Schlat war bereits im Dezember 2009 für den Verkehr frei gegeben worden.

Bauabschnitte Insgesamt geht es zwischen Göppingen und Gingen um vier Bauabschnitte. Der erste bei Eislingen war im Jahr 2006 eröffnet worden. Die Abschnitte drei und vier, von Süßen nach Gingen und östlich um Süßen herum zur B 466, sind genehmigt und sollen gemeinsam gebaut werden. Bis jetzt fehlen vom Bund aber die dafür erforderlichen 27 Millionen Euro.

Fortsetzung Auch für die beiden anschließenden Abschnitte, um Kuchen herum und an Geislingen vorbei, sind die Planungen abgeschlossen. Die Planfeststellung steht aber noch aus. Die Kosten betragen jeweils 44 Millionen Euro.

 

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Hopp oder topp

Kommentar

Autor: EBERHARD WEIN | StZ 20.09.2011 

 

Straßenbau Eine Prioritätenliste könnte eine Chance sein.

Ein bisschen muss sich der Göppinger Landrat Edgar Wolff schon wie Cato der Ältere vorkommen. Der römische Senator soll ja jede Rede damit beschlossen haben, die Zerstörung des feindlichen Karthago anzumahnen. Genauso gebetsmühlenhaft fordert der Landrat den Weiterbau der Bundesstraße 10. Bisher führte diese Penetranz aber vor allem dazu, dass sich Bund und Land gegenseitig den Schwarzen Peter zuschoben.

Nun aber könnte endlich Bewegung in die verfahrene Situation kommen, weil das Land seine begrenzten Kompetenzen nutzen möchte. Der grüne Verkehrsminister will den aufgeblähten Katalog von Straßenbauprojekten in Baden-Württemberg entschlacken und den vielen Vorhaben eine klare Rangfolge geben. Hopp oder topp heißt es nun: Entweder die B 10 rückt nach oben in den finanzierbaren Bereich, oder sie fliegt raus. Selbst dann hätte der Kreis nicht viel verloren. Denn ohne Prioritätenliste rangierte das Projekt bisher wohl eher auf dem Sankt Nimmerleinstag. Und wer will schon so lange warten wie Cato der Ältere. Der sah erst kurz vor seinem Tod die römischen Truppen nach Karthago ziehen.

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Erst drängelt sich die Prominenz aus Bund und Land am Band (von links: Peter Hofelich, SPD, der Regierungspräsident Johannes Schmalzl, FDP, Dietrich Birk, CDU, der VerkehrsministerWinfried Hermann, Grüne, Jörg Fritz, Grüne, der Staatssekretär Andreas Scheuer, CSU, Klaus Riegert, CDU, Nicole Razavi, CDU), dann rollt der Verkehr.