30 Hermann zu Nassachtal

Minister macht Hoffnung

Nassachtäler zufrieden nach Gespräch in Stuttgart – Baubeginn 2012?

Autor: DIRK HÜLSER | NWZ 30.09.2011

Eine Delegation aus dem Landkreis hat mit Verkehrsminister Winfried Hermann über die marode Straße durchs Nassachtal gesprochen. Es gibt neue Hoffnung.

Uhingen. Eigentlich hatte Winfried Hermann am Mittwoch ganz andere, wichtigere Dinge vor. Musste der Verkehrsminister doch vor dem Landtag eine Rede zum Thema Volksabstimmung und Stuttgart 21 halten – die bislang wohl wichtigste Sitzung der Legislaturperiode stand auf der Tagesordnung. Doch ausgemacht ist ausgemacht, deshalb traf sich Hermann zuvor mit einer vielköpfigen Delegation aus dem Landkreis Göppingen. Erstmals nahm sich ein Verkehrsminister persönlich dem bereits 40 Jahre alten Ärgernis Nassachtalstraße an.

„Ein Gespräch, das uns hoffen lässt“, zeigte sich Eberhard Hottenroth, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Nassachtal, gestern zufrieden. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir beim Minister auf offene Ohren gestoßen sind.“ Hottenroth war mit weiteren Mitgliedern der Bürgerinitiative, dem Uhinger Bürgermeister Matthias Wittlinger, dem Nassacher Ortsvorsteher sowie den drei Abgeordneten von Grünen, SPD und CDU nach Stuttgart gefahren.

Der Straßenabschnitt zwischen Baiereck und dem Schorndorfer Teilort Schlichten wurde bereits erneuert, jetzt stehen noch die Abschnitte Süd (zwischen Nassachmühle und Nassach) und Mitte (zwischen Nassach und Baiereck) an – wobei letzterer am dringendsten ist. Dafür sind Kosten von rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt

Bürgermeister Wittlinger (CDU) weist darauf hin, dass das Projekt bisher als „Neubaumaßnahme“ läuft. Da für derlei Aufgaben nahezu kein Geld vorhanden sei, könne frühestens 2014/15 mit einem Baubeginn gerechnet werden, ein Termin, den bereits die alte schwarz-gelbe Landesregierung anvisiert hatte. Doch Minister Hermann habe einen anderen Vorschlag gemacht: „Es wird jetzt geprüft, ob die Straße saniert werden kann. Wie das Kind genannt wird, ist uns eigentlich egal.“ Aber für Sanierungen sei mehr Geld vorhanden. „Ich war positiv erfreut, dass der Verkehrsminister sich bemüht, die Finanzierung für die Straße auf die Beine zu stellen.“ Die Qualität müsse allerdings gewährleistet sein – ein weiterer neuer Dünnschichtbelag genüge nicht. In sechs bis acht Wochen soll nun ein Bescheid aus dem Ministerium kommen, ob ein Baubeginn 2012 möglich ist.

Auch BI-Sprecher Hottenroth ist zufrieden mit dem Auftreten des Ministers: „Hermann war allerbestens involviert in die Geschichte – was bei einem Minister ja nicht unbedingt zu erwarten ist.“ Edgar Neumann, Leiter von Hermanns Pressestelle, hat gestern noch mit seinem Chef über die Straße gesprochen. Hermann habe gesagt: „Das kann ja nicht sein, dass die Leute 40 Jahre lang auf eine Ansage warten. Ich verstehe vollkommen, dass die mit so einer Straße nicht leben wollen.“

 

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Endlich ein kreativer Vorschlag

KOMMENTAR NASSACHTALSTRASSE

Autor: DIRK HÜLSER | NWZ 30.09.2011

Schlaue Taktik oder tatsächlich ein Politikwechsel? Es ist ja kaum zu glauben, dass so etwas möglich ist: Da empfängt der neue Verkehrsminister in Stuttgart wenige Monate nach seinem Amtsantritt eine Delegation, die für ein aus Stuttgarter Sicht – um es galant auszudrücken – gewiss doch eher nachrangiges Straßensanierungsprojekt im ländlichen Raum trommelt. Oder ungalant gefragt: Was interessiert es im Stuttgarter Kabinett, ob ein Provinzsträßchen, auf dem nur ein paar tausend Autos am Tag fahren, auseinanderfällt oder nicht? Die vergangenen 40 Jahre hat es ja auch niemanden gejuckt.

Erstaunlich jedenfalls, dass Winfried Hermann sich am Tag der Weichenstellung für die Volksabstimmung über Stuttgart 21 die Zeit nimmt und vor seiner Rede im Plenum mit den Vertretern aus dem Landkreis diskutiert. Erstmals hat sich ein Verkehrsminister persönlich das Anliegen der Nassachtäler angehört. Und einen kreativen Vorschlag unterbreitet: Lasst uns aus dem Neubau eine Sanierung machen – dann finden wir am ehesten einen Topf mit Geld. Warum ist auf diese Idee zuvor noch niemand gekommen?

Was daraus wird, zeigt sich noch. Denn Hermann hat keine Versprechungen gemacht, die er nachher vielleicht nicht halten kann. Aber er will prüfen, ob ein Baustart bereits 2012 möglich ist. Die Nassachtäler fühlen sich nun zumindest endlich einmal ernst genommen. Weil es manchmal schon hilfreich ist, wenn einfach mal jemand zuhört.

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