23.02.12 Kißling

Antwort von Susanne Brzuske
23.02.12 von Walter Kißling

Liebe Susanne,

ich kann dein Entsetzen gut verstehen. Ich halte es auch kaum aus, was die Bahn in Stuttgart macht, vor allem wenn man weiß, dass es falsch ist und dass getrickst und gelogen wird. Nur, und Manfred hat dies richtig dargestellt, es gibt für uns keine Möglichkeit, das Projekt zu verhindern. Wir sind nicht Bauherr, haben keine Mehrheit im Landtag gegen S21, und müssen akzeptieren, dass wir bei der Volksabstimmung verloren haben. Das bedeutet nicht, dass wir unsere Kritik am Projekt aufgegeben haben. Es bringt auch rein gar nichts, wenn wir nun die Regierung verlassen würden. Darüber würden sich nur alle anderen freuen.

Natürlich gibt die Bahn keinen mm nach und setzt Nadelstiche. Und wenn die Grünen für viele S21-Gegner nun die Verräter sind, dann ist genau das erreicht, was die Machteliten wollen: Revanche für den Wahlsieg der Grünen, die Bürgerbewegung vorführen und ihnen heimzahlen, dass sie so erfolgreich war. Bei S21 geht es schon lange nicht mehr um das bessere Verkehrskonzept, sondern darum, wer die Macht im Staate hat. Daher werden alle miteinander den Grünen – und der Bewegung – auch nicht im Geringsten entgegenkommen.

Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass vor allem wir Grünen es waren, die die Kritik an S21 seit 15 Jahren betrieben haben. Boris Palmer hat sehr gut analysiert, warum die Bewegung verloren hat. Ob für immer, das bleibt abzuwarten. Wir wissen alle, dass  das Projekt noch unübersehbare Probleme bescheren wird. Aber kein Gericht und keine Parlamentsmehrheit wird uns derzeit helfen, dies einzuklagen. Und die Mehrheit bei der Volksabstimmung hat die Verantwortung übernommen – die kann man ihr nicht abnehmen.

Liebe Susanne, dies befriedigt dich sicher nicht. Ich sehe leider keine realistische Möglichkeit, diesen Unsinn zu verhindern.
In Verbundenheit mit herzlichen Grüßen

Walter Kißling

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