22.03.12 Stromnetzentgelte

Leserbrief von Rüdiger Höwler, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Kreis Göppingen, vom 22. März 2012

Langfristig billiger

Die Bundesregierung lässt aber auch nichts aus, um die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für den Umbau unserer Energieversorgung zu zerstören. Da werden stromintensive Unternehmen nicht nur von der EEG-Umlage befreit, sondern gleich auch noch von den Netzentgelten. Gerade Unternehmen, in denen Einsparungen besonders wirkungsvoll wären, fehlt nun der Anreiz zum Stromsparen. Auf der anderen Seite werden Mittelstand und Privathaushalte für die fehlenden Beträge zur Kasse gebeten. Richtig muss es also heißen: „Strompreise klettern weiter, aber nur für unbedeutendes Fußvolk!“ Das Projekt „Energiewende“ ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die bitteschön von allen Schultern zu tragen ist.

Sicher, der Umbau ist nicht zum Null-Tarif zu haben. Auf der anderen Seite steigen die Energie-Rohstoffpreise unaufhaltsam. Das kann man nicht nur an den Tankstellen beobachten. Die Preise für die Erneuerbaren sinken aber stetig. Durch den Umstieg vom konventionell zu regenerativ erzeugten Strom wird die Energieversorgung langfristig im Vergleich eher billiger, als würde man am alten System festhalten. Ohnehin ist es bei zunehmender Ressourcenverknappung, steigenden globalen Verbrauch und der Klimaentwicklung fraglich, wie lange das überhaupt ginge.

Der eingeschlagene Weg lohnt sich! Auch wenn Profiteure des alten Systems nicht müde werden, das Gegenteil zu behaupten, sollten wir Kurs halten und darauf bestehen, dass sich wieder alle angemessen an den Kosten beteiligen, damit am Ende nicht die schwächsten allein die Lasten zu tragen haben.

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Der Leserbrief bezieht sich auf folgenden Artikel:

Strompreis klettert weiter

Ausbau der erneuerbaren Energien verlangt Bau von Leitungen

Autor: GÜNTER WÄCHTER, dpa | NWZ 20.03.2012
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/wirtschaft/Strompreis-klettert-weiter;art4325,1385637

Die Energiewende macht den Bau leistungsfähiger Stromtrassen notwendig. Fortschritt hat seinen Preis: Die Finanzierung könnte den Strompreis kräftig nach oben treiben. Das hat die Netzagentur betont.

Bonn. Strom wird teurer. Nach Hochrechnungen der Bundesnetzagentur wird sich allein die Anhebung der Netzentgelte im Strompreis mit einer Steigerung von 5 bis 7 Prozent niederschlagen. Als Grund wird die Energiewende genannt. Um die erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik ins Netz einspeisen und im Land verteilen zu können, werden neue Hochleistungstrassen benötigt. Die kosten viel Geld. Fragen und Antworten zum Thema:

Wie setzt sich der Strompreis zusammen?

Gut ein Drittel machen Energiebeschaffung und Vertrieb aus. Die Steuern liegen derzeit bei 25 Prozent, hinzu kommen die Umlage des Erneuerbare-Energie-Gesetzes und weitere staatliche Abgaben (zusammen 16 Prozent). Das Netto-Netzentgelt macht 21 Prozent aus, plus Kosten für Abrechnung und Messungen (3 Prozent). Im Jahr 2011 kostete eine Kilowattstunde den Haushaltskunden 25,45 Cent, knapp zwei Cent mehr als ein Jahr zuvor. 2006 lag der Preis noch bei 18,93 Cent.

Was genau sind Netzentgelte?

Hinter dem Begriff Netzentgelte verbergen sich die Kosten für den Transport und die Verteilung des Stroms. Die für die Genehmigung zuständige Bundesnetzagentur geht in den jetzt bekanntgewordenen Hochrechnungen davon aus, dass sie in den kommenden Jahren um 16 bis 24 Prozent steigen werden. Hauptursache ist der teure Ausbau der Netze, um sie besser auf den Transport von Strom aus erneuerbaren Energie auszurichten. Die Netzentgelte machen zusammengenommen heute bereits rund ein Viertel des Strompreises aus. Sie werden von den Verbrauchern beziehungsweise den Stromlieferanten an die Netzbetreiber gezahlt.

Kann man sich von den Netzentgelten befreien lassen?

Seit August gilt die neue Stromnetzentgeltverordnung. Paragraf 19 befreit Unternehmen mit einem hohen Verbrauch fast komplett von den Netzgebühren – und das rückwirkend für das laufende Jahr. Unternehmen, die mindestens 7000 Stunden pro Jahr am Netz hängen und mehr als 10 Mio. Kilowattstunden Strom verbrauchen, müssen gar keine Netzentgelte mehr zahlen. Ab einem Stromverbrauch von 100 000 Kilowattstunden pro Jahr sinken die Netzkosten bereits so deutlich, dass tausende Unternehmen nicht wie die Verbraucher den vollen Preis zahlen müssen. Mehr als 1600 Unternehmen – auch aus dem Lebensmittelhandel, Hotels und Gaststätten – haben bereits einen Antrag auf Ermäßigung gestellt. Die Behörde erwartet, dass die Rabatte zusammengerechnet mehr als 400 Mio. € ausmachen werden. Der Betrag wird auf alle übrigen Stromkunden umgelegt.

Warum gibt es diese Rabattangebote?

Dass die deutsche Industrie international wettbewerbsfähig sein müsse, sei völlig klar, meint Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW. Dass aber nun auch Hotels und Gaststätten davon profitieren, könne er nicht nachvollziehen.

Können sich Verbraucher durch langfristige Verträge mit Stromlieferanten vor der Weitergabe der erhöhten Netzentgelte schützten?

Das komme auf das Kleingedruckte im Vertrag an, sagt Sieverding. Allgemein rät er, sich zu informieren und gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln. Nicht alle gäben solche Preisentwicklungen sofort an die Kunden weiter.

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