28.10.12 Kernenergie

Leserbrief von Rüdiger Höwler, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Kreis Göppingen, vom 28. Oktober 2012

Kernenergie wieder salonfähig?

Laut Herrn Professor Voß gäbe es zu viele ungelöste Fragen bei einer Versorgung mit erneuerbaren Energien. Im Gegensatz zur Kernenergie gibt es aber bei der Nutzung erneuerbarer Energien gar keine unlösbaren Probleme. Selbst bei der Speicherung gibt es gar mehrere Optionen. Wenn jemand behauptet, das Erzeugen von Wasserstoff aus überschüssigen Windstrom wäre sinnlos oder verschwenderisch, weil zwei Drittel der Energie bei der Rückverstromung verloren gingen, verschweigt, dass konventioneller Strom (auch Atomstrom) schon ewig mit gleich schlechten Wirkungsgraden erzeugt wird. Nur mit dem Unterschied, dass die konventionelle Erzeugung endliche Ressourcen verbraucht und die Umwelt belastet.

Wirklich ungelöste Probleme gibt es dabei nach wie vor bei der Kernenergie: Können Atomkraftwerke wirklich sicher betrieben werden? Die Erfahrung zeigt nein. Ein noch so kleines Restrisiko ist einfach nicht mehr hinnehmbar bei der Tragweite eines möglichen Unfalls. Ein weiteres: Kann man den hochradioaktiven Abfall über hunderttausende von Jahren wirklich sicher lagern, und wer soll das wann bezahlen?

Der von Herrn Professor Voß hochgepriesene „wahre grüne Strom“ scheint nur deshalb billig, weil ein großer Teil der Kosten über Steuern finanziert wird und die wirklichen Lasten den kommenden Generationen aufgedrückt werden. Nur Egoisten können Gefallen daran finden.

Während die Einspeisevergütungen für Erneuerbare weiter sinken, Windkraft sich häufig schon auf dem Markt behaupten kann, steigen die Energiepreise kontinuierlich weiter an, lösen Konflikte, Krisen und Kriege aus, und zerstören immer gravierender die Umwelt durch zunehmend riskante, umweltschädliche Fördertechniken. Tauchen diese Kosten auch in ihrer Stromrechnung auf?

Die EEG-Umlage ist von unserer Bundesregierung durch eine Fülle von Maßnahmen systematisch hochgetrieben worden und bildet längst nicht mehr nur die Kosten für den Umbau der Energieversorgung ab. Mit einer Strompreiskampagne versuchen nun die Profiteure des alten Versorgungssystems, die Energiewende noch scheitern zu lassen oder sie zumindest weit hinauszuzögern. Kernenergie soll ungeniert wieder salonfähig gemacht werden.

Rüdiger Höwler
Rechberghausen
 

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Der Leserbrief bezieht sich auf:

„Atomstrom ist der wahre grüne Strom“ in der NWZ vom 27. Oktober 2012