27.08.13 Kilic: Optionszwang

Bericht vom 27. August 2013 zur Diskussion „Doppelte Staatsbürgerschaft – Optionszwang abschaffen“ mit Memet Kilic und Dennis De in Geislingen am 23. August 2013

„Eine Schande für unser Land“

Memet Kilic und Dennis De fordern Abschaffung des Optionszwangs

Auf Einladung des Alevitischen Kulturvereins Geislingen und der Grünen im Helfensteiner Land diskutierten der Rechtsanwalt und grüne Bundestagsabgeordnete Memet Kilic und Prof. Dr. Dennis De, grüner Kandidat im hiesigen Wahlkreis, mit 40 Zuhörern im Alevitischen Kulturzentrum Vorschläge zur Reform der Staatsbürgerschaft in Deutschland.

Als in London geborenes Kind eines Inders und einer Französin hatte Prof. Dr. Dennis De zunächst die französische und britische Staatsbürgerschaft erhalten, verzichtete als junger Erwachsener freiwillig auf den französischen Pass und nahm nach Jahrzehnten des Studiums und der wissenschaftlichen Tätigkeit in Deutschland – und nunmehr verheiratet mit einer Deutschen – zusätzlich zur britischen die deutsche Staatsbürgerschaft an. Ohne sie hätte er jetzt auch gar nicht für den Deutschen Bundestag kandidieren können. Wäre Dennis De hingegen nicht in Großbritannien, sondern in der Türkei geboren worden, käme eine solche doppelte Staatsbürgerschaft in aller Regel nicht in Frage, denn Nicht-EU-Ausländern ist es in Deutschland verwehrt, bei der Annahme der deutschen ihre bisherige Staatsbürgerschaft zu behalten.

Für alle in Deutschland geborenen Kinder von Nicht-EU-Ausländern gelten zwar, seit Rot-Grün 1999 das Staatsangehörigkeitsrecht reformierte, zunächst andere Regeln: Sie erhalten bei der Geburt automatisch zusätzlich zur Staatsbürgerschaft der Eltern auch die deutsche. Aber spätestens an ihrem 23. Geburtstag müssen sie sich für eine der beiden Staatsbürgerschaften entscheiden, ansonsten werden sie vom deutschen Staat ausgebürgert. Derzeit werde deshalb alle drei Tage aus einem deutschen Jugendlichen zwangsweise ein Ausländer. Dies mache die hier aufgewachsenen und ausgebildeten Kinder und Jugendlichen zu „Deutsche auf Abruf“ und führe zu der absurden Situation, dass sie zunächst ab ihrem 18. Lebensjahr hier wählen dürften, doch fünf Jahre später all ihrer Rechte und Pflichten als deutsche Staatsbürger verlustig gingen und eine Aufenthaltsgenehmigung in ihrem Heimatland Deutschland beantragen müssten, illustrierte De. „Dies ist nicht nur schlimm für sie, sondern eine Schande für unser Land.“

Die Grünen forderten deshalb, Kilic zufolge, dreierlei: Mehrstaatlichkeit solle nicht nur für EU-Bürger, sondern für alle Einwohner zugelassen werden, zweitens der Optionszwang abgeschafft und drittens Einbürgerungen generell erleichtert werden. So sollten beispielsweise Menschen, die sich in Deutschland durch jahrzehntelange Arbeit eine Rente erworben hätten, auch ohne den Nachweis etwa von Sprachkenntnissen eingebürgert werden können. „Diese Menschen zahlen hier Steuern, sichern die Renten von allen und leisten einen ganz wichtigen Beitrag für diese Gesellschaft – und müssen deshalb endlich fair behandelt werden“, resümierte Dennis De.

 

zum Bericht im filstalexpress vom 28.08.2013 (Link)…

 

 

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