Bildung

Ebersbacher Schullandschaft im Sommer 2015

Chancen verspielt mit bitteren Konsequenzen   Drastisch einbrechende Schülerzahlen an der Ebersbacher Realschule empören und alarmieren jetzt zu recht Gemeinderat und Verwaltung. Für den Schulstandort Ebersbach ist das eine  katastrophale Entwicklung. Allerdings kommt sie nicht überraschend. Sie ist ein Ergebnis eines aus vielerlei Gründen gescheiterten Schulentwicklungsprozesses. Dieser mit viel gutem Willen und hoher Motivation auf Seiten der Stadt und fachlicher Begleitung angelegte  Prozess war die passende Antwort auf den seit langem fälligen Paradigmenwechsel im Land: Erstmalig waren/sind Kommunen, Schulträger, Schulen in so nie dagewesener Weise eingeladen, Verantwortung für eine zukunftsfähige Schullandschaft  zu übernehmen, Weichen zu stellen und passgenaue Konzepte vor Ort zu erstellen.    Umliegende Kommunen, die mit dieser herausfordernden Aufgabe offensichtlich besser zurechtkamen, freuen sich jetzt über Ebersbacher Schüler/innen, die ihnen jetzt in Scharen zulaufen. Interessanterweise wird in Ebersbach von manchen politischen Kräften in gewohnter Weise noch immer nach oben geschaut, „Schuldige“ und Verantwortliche beim Land gesucht, anstatt den Paradigmenwechsel hin zur Eigenverantwortung zu vollziehen und das Hausgemachte an der Situation zu erkennen. Ebenso wurde aus ideologischen Gründen viel zu lange die unumkehrbare Gesamtentwicklung hin zu einem zweigliedrigen Schulsystem negiert und einer auf dem Silbertablett präsentierten Gemeinschaftsschullösung die kalte Schulter gezeigt. Die Gemeinschaftsschule hätte den errungenen Konsens „kein Kind darf verloren gehen, jeder Bildungsabschluss muss möglich sein“ sichergestellt. Gewartet hat man stattdessen auf eine Entwicklung der Realschule, die diese offensichtlich nicht einlösen kann. Und auch das kommt nicht überraschend. Während des Schulentwicklungsprozesses wurde für jeden Beteiligten erkennbar, wie schwer sich die Realschule damit tut sich zeitgemäßen pädagogischen Modellen anzunähern. So wurde z.B. mantrahaft wiederholt, dass individuelle Förderung –  mittlerweile in aller Munde und elterlicher Erwartung –   aufgrund mangelnder Ausbildung,  Bedingungen und Fortbildungen nicht umgesetzt werden könne. Obwohl genau dies bereits im Bildungsplan (der Vorgängerregierung) von 2004 nachdrücklich gefordert ist! Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde offiziell bekundet, an einer homogenen Schülerschaft, die es damals schon lange nicht mehr gab, festhalten zu wollen. Es wurde trotz sinkender Schülerzahlen  abgewartet, anstatt ein pädagogisch überzeugendes Schulprofil zu entwickeln wie es derzeit landauf landab zu beobachten ist.     Die falschen Verallgemeinerungen des „Elternwillens“ verhinderten den offensiven Umgang mit einer weiteren unaufhaltsamen Entwicklung:  den Bedarf und die pädagogische Sinnhaftigkeit der Ganztagsschule. Drei Nachmittage bis 16.00 Uhr Schule für ein gutes ausgewogenes Schulkonzept….unvorstellbar für die Realschule. Die Antworten auf solche Fehleinschätzungen: kein auswärtiger Schüler mehr, 93 SchülerInnen in der Haldenberg-Realschule in Uhingen, 35 in Ebersbach….18 Ebersbacher SchülerInnen in der künftigen  fünften Klasse der Gemeinschaftsschule in Albershausen.   Die Dynamik der regionalen Schulentwicklung wurde als „unverständliche Eile“ (Zitat) empfunden und die Erfordernisse eines Schulentwicklungsprozesses als kooperierendes Miteinander- anders geht das nun mal nicht!- als Zumutung. Notwendige Gespräche um mögliche Kooperationen mit der Werkrealschule auszuloten, wurden schlichtweg verweigert. Gut, dass dem Ebersbacher Gemeinderat endlich der Geduldsfaden reißt und klare Worte gefunden werden. Die Realschule muss jetzt liefern. Klarere, frühe, weitsichtige Zielvorstellungen wären sicherlich zur Orientierung hilfreich gewesen und in der Verantwortung eines Gemeinderates, der sich ohne ideologische Scheuklappen und nach bestem Wissen um den Erhalt der Attraktivität des Schulstandortes zu kümmern hat. Im Interesse gerechter Bildungschancen der heutigen und kommenden Generationen. Trotzdem  kann ganz klar gesagt werden: es liegt nicht in erster Linie an Stadtverwaltung und Gemeinderat, dass die Stadt als Schulstandort gewaltig verloren hat.   Aber noch muss es für die Realschule nicht zu spät sein, das verspielte Vertrauen der Eltern zurück zu gewinnen. Sie wird jetzt schnellstens eine Schulentwicklung vorantreiben und umsetzten müssen, die ihre Pädagogik auf die Höhe der Zeit bringt und ihrer vielfältigen und bunten Schülerschaft gerecht wird und diese der gespannten Öffentlichkeit präsentieren. Die Chancen stehen gut: noch nie seit Bestehen der Realschulen im Land wurden ihnen so viele Mittel und Ressourcen zur Verfügung gestellt wie derzeit. Jetzt gilt es, sie zu nutzen. 
  BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN – Gabriele Ebensperger/ Kreisrätin