Ein Kommentar von Michael Grassl
Dass die Fraktionen angesichts der bevorstehenden
Kommunalwahl jede Gelegenheit nutzen, sich zu präsentieren, verwundert
eigentlich kaum jemanden. So wurde aus dem Kommentar zum Haushaltsplan 2019
eine Vorstellung der Wahlprogramme. Verwundern kann allerdings, was für
Wahlprogramme die Wäschenbeurener da vorgestellt bekamen.
Betrachtet man den Kommentar der freien Wähler, so ist dabei hervorzuheben,
dass es dankenswerterweise das Kürzeste ist. Doch leider wurde hier am Inhalt
gespart, denn die meisten Forderungen bleiben oberflächlich. Dinge werden an
„Erfordernisse angepasst“, sind „geeignet und bezahlbar“. Doch wie das zu
geschehen hat, bleibt im Dunkel. Es bleibt abzuwarten, ob unsere Bürger bereit
sind, diese Katze im Sack zu wählen. Überraschend deutlich sind die freien
Wähler jedoch bei der Forderung nach Wohnmobilparkplätzen. Ist das eine
mehrheitsfähige Klientel? Wo bleibt die Forderung nach Stellplätzen für
Motorboote und Yachten und einem privaten Flugfeld? Ist das Freizeitvergnügen
einiger weniger wirklich Gemeinderessourcen wert? Vermutlich jedoch soll das
Alles gegenfinanziert werden durch die Einnahmen des Blitzerbataillons, welches
den Freien zufolge bald unser Ortsbild verschönert.
Die SPD-Fraktion dagegen ist schonungslos ehrlich. So gesteht sie schon in den
ersten Sätzen ihre Überforderung ein. Was bedeutet „anteilig“ und darf man
Flechten und Moose entfernen? Das überzeugt den Wähler! Auch anerkennt Peter
Schührer die Bereicherung durch den runden Tisch „Zukunft im Alter“. Chapeau!
So viel Fairness gegenüber anderen Fraktionen ist eine feine Geste und beweist
Charakter. Ob es jedoch ein Wahlargument ist, dass die einzige „rote
Errungenschaft“ nicht auf dem geistigen Boden der SPD gewachsen ist, bleibt
höchst fraglich. Doch um nicht ganz impulslos zu bleiben, hat auch die SPD
Forderungen: eine ortsdurchfahrtsfreie Verbindung zwischen Fils- und Remstal!
Dass da vorher noch niemand drauf gekommen ist… Vermutlich, weil es nicht
funktioniert, wie der Blick auf die Landkarte zeigt. Weitestgehend ortsdurchfahrtsfrei
wäre die Querung nämlich nur B10-seitig zwischen Ebersbach und Reichenbach,
ungeachtet der Topographie quer durch den Schurwald nach Plüderhausen, oder
aber hinter Gingen quer feldein Richtung Böbingen oder Essingen. Dass beide
„Trassen“ nur wenig neben existierenden Straßen laufen würden, das allein macht
das Vorhaben schon unwirtschaftlich. Nimmt man dazu, dass selbst an der
kürzesten Stelle noch 10 Kilometer Straße von Nöten wären – und eine direkte
Verbindung lassen die Hügel gar nicht zu – ist auch der Kollateralschaden an
Forst und Flur beachtlich. Und selbst wenn wir all das ignorieren: für ein
solches Projekt ist der Wäschenbeurener Gemeinderat das falsche Gremium. Oder
ist da versehentlich ein Element der Kreistagswahl mit eingeflossen?
Bleibt final das Wahlprogramm der CDU. Es ist umfangreich. Es ist umfassend. Es
ist kein CDU-Programm! Man kümmert sich um das soziale Projekt „Zukunft im
Alter“ – und stiehlt damit der SPD das letzte Stück vom Kuchen.
Auch der Vorstoß im Bereich leerstehende Immobilien ist prinzipiell lobenswert,
doch rechnen kann scheinbar niemand in der Fraktion. Glaubt man in der CDU,
dass die Immobilienbesitzer nur zu faul sind, einen Mieter zu suchen? Mal
ehrlich, wäre Geld der ausschlaggebende Faktor, würde sich ein Jahr Leerstand
nicht lohnen. Schon mit 167 Euro Miete im Monat hätte man die 2000 Euro
beieinander. Wir müssen also davon ausgehen, dass es andere Gründe gibt,
weshalb Wohnungen leerstehen. Diese Form der Subvention ist also nichts anderes
als ein Geldgeschenk an Immobilienbesitzer. Und da wir gerade von
Geldgeschenken reden: wenn es nach der CDU ginge, bekäme man für jeden Obstbaum
zukünftig 2 Euro mehr im Jahr. Ergo entspricht ein Jahr Leerstand exakt tausend
Bäumen. Man sieht also, was der CDU wirklich wichtig ist! Auch stört man sich
in der CDU an der monokulturellen Bebauung durch Mais zur Energiegewinnung. Das
klingt lobenswert und wir alle wollen eifrig applaudieren. Doch statt des
Maises soll den Landwirten mit einer Prämie Silphie schmackhaft gemacht werden,
die ohnehin dem Mais überlegen sein soll. Doch wenn sie das ist, warum sollten
nicht alle Landwirte wechseln? Tauschen wir so nicht die eine Monokultur gegen
eine andere? Auch tut man dem Mais unrecht, wenn man behauptet, er blühe nicht,
denn das tut er sehr wohl. Er eignet sich zugegeben nicht als Schnittblume im
Strauß, denn hübsch ist anders, aber Ästhetik ist sowieso eine Erfindung des
Menschen. Der Natur taugt alles, was zur Bestäubung reicht, egal wie hübsch es
ist. Der Rest des Wahlprogrammes allerdings liest sich wunderbar – was
vermutlich daran liegt, dass es ein grünes Wahlprogramm ist. Doch woran liegt
diese Grünfärbung des schwarzen Werbetextes? Grün ist „sexy“ und „trendy“.
Springt man hier auf den fahrenden Zug auf? Hat man in der CDU Angst vor der
grünen Liste Wäschenbeuren? Oder ist man tatsächlich zur Erkenntnis gekommen,
dass Ökologie die Zukunft ist und keine weltfremde Nischenphilosophie? Das wäre
erfreulich, aber als CDU-Programm dennoch Etikettenschwindel. Was wählt der Wäschenbeurener,
wenn er CDU wählt? Besser wäre es, auch äußerlich Flagge zu bekennen. Die
Grünen freuen sich über jeden Parteibeitritt, selbst wenn er aus den Reihen der
CDU entstammt. Dann wissen unsere Mitbürger auch, was sie wirklich wählen. Denn
nur wo grün draufsteht, ist auch grün drin!
Ein Kommentar ist die Meinung eines Einzelnen und spiegelt nicht notwendigerweise die Stellung der anderen Mitglieder der Grünen Liste Wäschenbeuren wieder!